Und ich erlebe es hautnah:
Meine Nichte macht gerade ihr Abitur – an einem Gymnasium. Und sie erzählte mir, dass in ihrer Stufe inzwischen die Hälfte der Jugendlichen irgendeine andere Identität für sich beansprucht. Viele wissen selbst nicht mehr genau, was sie sind – aber bestehen darauf, dass man sie auf eine bestimmte Weise anspricht. Und wehe, man sagt aus Versehen das „Falsche“. Dann wird man zurechtgewiesen, doof angeschaut, ausgeschlossen.
Sie sagte, es gibt dort eine Schülerin, die wie eine treibende Kraft hinter dieser Entwicklung steht. Nicht im Sinne von Offenheit – sondern mit fast aggressivem Eifer. Ein Klima, in dem Unsicherheit herrscht. Wo nicht mehr gefragt wird: „Wie geht’s dir?“ – sondern: „Weißt du überhaupt, was ich bin?“ Wo nicht Beziehung zählt, sondern Etikett.
Und genau das zeigt: Es geht nicht mehr darum, gesehen zu werden – sondern sich selbst ständig neu zu inszenieren. Nicht mehr um innere Entwicklung – sondern um äußere Deklaration. Das ist kein Fortschritt. Das ist ein Verlust. Ein Verlust an Ruhe. An Beziehung. An Identität. Und vor allem: ein Verlust an Geborgenheit in dem, was du bist – von Anfang an.
Was können wir tun – um Orientierung zurückzugeben?
Fünf Schritte, wie wir Jugendlichen heute Halt geben können:
1. Klar sprechen – ohne zu verletzen.
Sag deinem Kind, was du glaubst. Was du siehst. Was du verstehst. Sag: „Du musst dich nicht neu erfinden – du darfst erst einmal entdecken, wer du bist.“
Und wenn ein anderer Mensch verwirrt scheint: Begegne ihm mit Respekt, aber bleib in deiner Klarheit. Denn Liebe ohne Wahrheit ist keine Hilfe – und Wahrheit ohne Liebe keine Heilung.
2. Den Körper ehren – statt in Frage zu stellen.
Ermutige Mädchen, sich in ihrer Weiblichkeit wohlzufühlen. Stärke Jungen in ihrer Identität – ohne sie zu formen, aber auch ohne sie zu verunsichern. Sage: „Du bist genau richtig, so wie du gemacht bist.“ Nicht: „Du musst dich verändern, damit du dazugehörst.“
3. Grenzen ziehen – nicht aus Angst, sondern aus Schutz.
In Schule, Umfeld und Medien: Sag klar, wenn dir etwas zu früh, zu viel oder zu ideologisch erscheint. Wenn Inhalte Kindern zugemutet werden, die sie emotional überfordern – dann darfst du Stopp sagen.
Das ist kein Urteil – das ist Schutz. Für deine Kinder. Für ihre Seele. Für eine gesunde Entwicklung. Denn Kinder brauchen keine endlosen Möglichkeiten – sie brauchen Halt. Orientierung. Und Erwachsene, die nicht mit dem Zeitgeist schwimmen, sondern mit dem Herzen führen.
4. Beziehung über Etiketten stellen.
Sag deinen Kindern: „Ich sehe dich – nicht dein Label.“
Frage nicht: „Was bist du?“
Frage: „Wie geht’s dir?“
Frage: „Was beschäftigt dich wirklich?“
Denn das ist echte Nähe. Und genau das heilt.
5. Den Mut haben, auch mal allein zu stehen. Vielleicht stehst du in der Schule allein da, wenn du nicht mitmachst beim Genderunterricht. Vielleicht wirst du belächelt, wenn du in Gesprächen deine Meinung sagst – ruhig, aber klar. Vielleicht wirst du als Mutter oder Vater belächelt. Kritisiert. Sogar ausgegrenzt. Nicht weil du laut bist – sondern weil du bei der Wahrheit bleibst.
Aber eines wird bleiben: Dein Kind wird sich erinnern.
Es wird spüren: Da war jemand, der hat mich nicht der Verwirrung überlassen. Und genau das wird es einmal stark machen – weil du nicht geschwiegen hast.
Und dennoch: Es gibt Kinder, die sich im eigenen Körper fremd fühlen.
Auch das ist Realität. Auch das verdient Aufmerksamkeit. Nicht im Sinne von: „Du bist falsch.“
Sondern im Sinne von: „Ich sehe dich. Ich nehme dich ernst. Und ich begleite dich – ohne dich zu drängen, ohne dich zu überfordern.“ Denn manche Phasen gehen vorbei. Manche rufen nach mehr Tiefe. Und manche brauchen Zeit, Liebe, und ehrliche Gespräche.
Nicht jede innere Unruhe ist gleich eine neue Identität.
Aber jedes suchende Herz verdient es, behutsam geführt zu werden. Mit Klarheit. Mit Herz. Und mit dem Wissen: Du bist nicht allein. Jahwe sieht dich – nicht mit Etiketten, sondern mit Erbarmen.
4️⃣ von 6️⃣