3. Corona-Untersuchungsausschuss im Sächsischen Landtag: In der ersten Anhörung wurde Prof. Dr. Detlev Krüger befragt - der Vorgänger von Christian Drosten an der Charité. Aus gesundheitlichen Gründen wurde er per Videoschalte übertragen.
Kontakt-Nachverfolgung
Laut Krüger hätte man in Deutschland viel zu lange Kontaktnachverfolgung betrieben: Dadurch seien Kapazitäten gebunden gewesen, die man für den fokussierten Schutz der Alten- und Pflegeheime hätte gebrauchen können. Eine Kontaktnachverfolgung mache nur in der Anfangsphase einer Pandemie Sinn. Schon Mitte 2020 sei eine Kontaktnachverfolgung nicht mehr sinnvoll gewesen - sie sei unnötigerweise aber noch jahrelang weiter durchgezogen worden. Bestimmte Containment-Maßnahmen seien von Anfang an nicht sinnvoll gewesen: Etwa, dass man nicht an die frische Luft oder sich nicht auf Parkbänke setzen durfte.
"No Covid"
Die Vorstellung von "No Covid" - ein Virus durch Kontaktbeschränkungen und Isolation völlig eliminieren zu können, sei wissenschaftlich völlig unrealistisch. Das Virus sei mit Maßnahmen nicht ausrottbar. Viele der Modellierer in Deutschland seien jedoch No-Covid-Anhänger gewesen und hätten daher völlig falsche Vorstellungen in den Raum gestellt.
Impfung
Die Corona-Impfung sei laut Dr. Krüger glücklicherweise schnell gekommen und hätte uns viele schwere Verläufe erspart - allerdings bewirke sie nur einen Eigenschutz, keinen Fremdschutz. Ungeimpfte als „unsolidarische Pandemietreiber“ zu bezeichnen, sei in seinen Augen völlig falsch gewesen, ebenso wie die "Pandemie der Ungeimpften". Der entscheidende Faktor in einer Pandemie sei, wie schnell eine Bevölkerung Immunität aufbaue - dies könne durch Impfung oder durch eine natürliche Immunisierung erfolgen. Der Schutz durch eine natürliche Immunisierung sei aber immer viel höher als durch eine Impfung, da sie auch eine Schleimhautimmunität auslöse. Dies sei Allgemeinwissen und auch unabhängig von der Covid-19 Impfung längst im Vorfeld klar gewesen. Es sei falsch gewesen, die Impfung als Allheilmittel darzustellen. Diese Übertreibung und fehlerhafte Darstellung hätte dazu geführt, dass nun viele Menschen anderen, sinnvollen Impfungen nicht mehr vertrauen würden.
2G-Regel
Krüger hielt überhaupt nichts von 2G-Maßnahmen. Er leitete sein Statement ein mit: "Ich weiß nicht, ob Sie sich noch erinnern an diese schrecklichen G-Zahlen". In Krügers Augen hätte die 2G-Regel nur dazu gedient, die Menschen zur Impfung zu drängen.
Genesenstatus
Auch die Verkürzung des Genesenenstatus von sechs auf drei Monate Anfang 2022 war in Krügers Augen ebenfalls nur der Versuch, die Impfung durchzusetzen. Ein Genesenenstatus als "Eintrittskarte" zum sozialen Leben sei in jedem Fall "höherwertiger" gewesen als eine Impfung.
Die Rolle des RKI
Es sei ein Problem gewesen, dass die fachliche Expertise des RKI dem politischen Willen des BMG untergeordnet gewesen sei. Krüger meinte, sein "Glaube an das RKI" hätte sich durch die RKI-Files wieder gestärkt, da er durch diese erfahren hätte, dass im RKI durchaus Diskussionen auf fachlich hohem Niveau gelaufen seien. Es sei schade gewesen, dass dies nicht stärker an die Öffentlichkeit gelangt sei, und man nur die Meinung des Bundesgesundheitsministers gehört hätte. Der Pandemieplan des RKI für Influenza von 2017/17 sei vollkommen in Ordnung gewesen - man hätte vieles davon übernehmen können, und nicht gleich das Rad neu erfinden müssen. Es täte dem RKI gut, ein von der Politik unabhängiges Beratungsinstitut zu werden - das sei für ihn eine zentrale Lehre aus den letzten Jahren.