Die Gedanken sind frei
Die Justizia trägt eine Binde vor den Augen,
um Ausdruck zu geben, ohne Ansehen der Person,
wenn man auch sagt, sie schielt mit einem Auge mal links, mal rechts, grad wie es dem Betroffenen paßt.
Ich würd ihr gerne nehmen die Binde,
damit sie sehen kann, wer vor ihr steht, der Blinden.
Ich habe viel geschrieben, vielleicht nach Dichter-Art,
doch meine Taten waren Worte nur.
Und wer sie liest, der müßte schnell erkennen,
daß niemals ich Gewalt gepredigt oder Widerstand.
Ich wollt, sie hätten gelesen, das was ich geschrieben,
denn was die Anklage behauptet vor Gericht
ist sicherlich mein Anliegen nicht.
Von der Liebe schrieb ich und von der Treue
zur Heimat und zum Vaterland,
ihm hab ich gedient, mein Leben lang.
Und Tränen hab ich geweint, weil ichs verlassen mußte,
zurückgekehrt bin ich als alter Mann.
Die letzten Tage nun
im Kerker zu verbringen,
ist das der Lohn, den man mir geben kann?
Bedenkt es wohl, eh Ihr den Stab zerbrecht,
seid behutsam, wenn es geht um Menschenrecht.
Entscheidungen sind schnell getroffen, ein Urteil voreilig gefällt,
zerstörte nicht das Hoffen
das Gerechtigkeitsgefühl der Welt.
Und, wie siehts aus mit den Beweisen,
bin ich nun überführt einer bösen Tat?
Gibt es nur einen, der mir könnte sagen,
daß er durch mich ein Leid erfahren hat?
Hab ich irgendwas gestohlen?
Nur einem Menschen Schaden zugefügt?
Hab ich mich selbst bereichert?
Wer so etwas sagt, der lügt!
- Thies Christophersen -
@Stimme_der_Wahrheit