Jetzt kommt die „Wehrpflicht auf freiwilliger Basis“ - Was denn nun, freiwillig oder verpflichtend?
Im Orwell‘schen Neusprech des Wahrheitsministeriums scheint das zu passen, wie „Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke“.
Wer erinnert sich nicht an die ebenfalls „freiwillige Corona-Impfpflicht“ des medizinischen und pflegerischen Personals, das ja kündigen konnte, wenn es wollte (BVerfG), an die „freiwilligen Corona-Tests“, ohne die einem der Zutritt zu allen möglichen Einrichtungen verweigert wurde, u. a. zur Befolgung der Schulpflicht. Oder die Masernimpfpflicht, die ja nur eine Nachweispflicht sei. Vom Wahrheitsgericht wird dementsprechend auch keine Pflicht gesehen, sie wäre ja sonst womöglich wie die anderen Freiwilligkeiten verfassungswidrig.
Nun also die freiwillige Wehrpflicht. Man darf gespannt sein, wie man hier argumentativ verbiegen will, was dahintersteckt. „Ist ja (vorläufig?) nur zur Wehrerfassung aller, ist ja keine Dienstpflicht“, könnte es heißen.
„Es ist ja auch nicht so, dass Du im Krieg dienen musst, ist ja nur zur Abschreckung von Putin.“
Denen traut man freilich zu, dass selbst der Dienst IM KRIEG an der Waffe kein Kriegsdienst ist („Nein, WIR verteidigen uns nur, wenn wir schießen - das ist kein Krieg.“). Oder man denke an die Bundeswehr in Afghanistan: Ja, natürlich war das kein Kriegseinsatz, sondern eine Beteiligung an der International Security Assistance Force (ISAF), wenn auch ein Guttenberg sagte, er verstehe „jeden Soldaten, der sagt, es ist Krieg.“ - Aber juristisch durfte es eben nun mal keiner sein, weil es verfassungsrechtliche Bedenken gegeben hätte.
Wir erkennen: Wenn ein deutscher Soldat im Kampfeinsatz ist, dann ist es niemals Krieg, selbst wenn es sich irgendwie so anfühlt und die Toten dann auch „echt tot“ sind. Es darf einfach keiner sein.
Wer ist angesichts dieser langen Tradition der Verlogenheit deutscher Politik bereit, jetzt an eine „freiwillige Wehrpflicht“ zu glauben, und dann noch darauf zu vertrauen, dass es dabei bliebe. Wir werden wieder einmal langsam angewärmt, bis wir dann nach dem Gleichnis mit dem Frosch schließlich gargekocht sind, ohne es zu merken.
Wie war das nochmal mit dem Bargeld? Es wird nicht abgeschafft, es gibt nur immer weniger Möglichkeiten, damit zu bezahlen. Aber theoretisch dürfen Sie natürlich, lassen Sie sich nicht aufhalten, so können wir Sie besser diskriminieren, strafrechtlich verfolgen und als Rechtsradikalen verleumden. Weil sie nicht in voller Inbrunst freiwillig ein erwartbares „Ja“, sondern ein (un-)freiwilliges „Nein“ sagen und denken.
Wer Lust auf freiwillige Wehrpflicht hat und irgendwann zum Kampf in Kämpfen, in denen nicht gekämpft wird, nur Schüsse abgegeben werden, wo Opfer eigentlich keine sind, sondern irgendwie Täter, wo der „Schutz der Zivilbevölkerung“ natürlich ganz wichtig ist und es deshalb auch nicht weiter schlimm, wenn wie in Gaza dann Hunderttausende tot, verhungert oder verstümmelt sind: Derjenige mag demnächst den Wehrerfassungsbogen als ersten Schritt ausfüllen. Alle anderen sollten sich schon jetzt täglich im Kopf die Schimpfparole überlegen, die man im Inneren denken muss (nein, sagen darf man es natürlich nicht), wenn der Bogen kommt. Sie fängt in meinem Fall mit dem sechsten Buchstaben des Alphabets an. Da fallen mir gleich mehrere Begriffe ein.
Ach, und um das ein- für allemal zu klären: Wenn Putin tatsächlich einmarschiert, im Baltikum, in Polen, oder in Brandenburg, dann bitten wir ihn, gleich bis zum Atlantik und zum Mittelmeer durchzumarschieren und enthalten uns jeglicher Kampfhandlungen. Irre Agressoren soll man nicht aufhalten, sie sind es nicht wert, die eigene Bevölkerung und die Vermögenswerte einer Gesellschaft zu opfern, und es ist gleichgültig, welcher Irre angefangen hat.
Irgendwann sind auch diese Irren weg. Sie haben bis dahin nur die Macht, die wir ihnen zugestehen.