Die Verbindung zwischen Psalm 24,7 und 1. Korinther 2,8 ist tiefgreifend und offenbart ein zentrales Geheimnis des christlichen Glaubens: Jesus Christus, der gekreuzigte Messias, ist der Herr der Herrlichkeit, der in Psalm 24 als JHWH selbst angekündigt wird.
Analyse der Verse:
* Psalm 24,7: "Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, und erhebt euch, ihr ewigen Pforten, dass der König der Herrlichkeit einziehe!" Dieser Psalm beschreibt einen feierlichen Einzug des "Königs der Herrlichkeit" in die heilige Stätte (Vers 3). Traditionell wurde dieser Einzug mit dem Einzug der Bundeslade in Jerusalem unter David in Verbindung gebracht (2. Samuel 6). Doch die prophetische Dimension reicht weiter. Der "König der Herrlichkeit" ist JHWH selbst, der in seiner Macht und Heiligkeit einzieht. Die Tore und Pforten werden aufgefordert, sich zu erheben, um diesen majestätischen Einzug zu ermöglichen.
* 1. Korinther 2,8: "Keiner von den Fürsten dieses Zeitalters hat sie erkannt — denn wenn sie ‹sie› erkannt hätten, so würden sie wohl den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt haben —," Paulus spricht hier über die "Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen war" (Vers 7), die durch das Evangelium offenbart wird. Die "Fürsten dieses Zeitalters" (weltliche und geistliche Machthaber) haben diese Weisheit nicht erkannt. Hätten sie erkannt, wer Jesus wirklich ist – nämlich der "Herr der Herrlichkeit" –, hätten sie ihn nicht gekreuzigt.
Die Verbindung und ihre theologische Bedeutung:
Die Verbindung dieser beiden Verse liegt in der Identität Jesu Christi als des "Königs der Herrlichkeit" aus Psalm 24. Paulus verwendet diesen Titel bewusst, um zu zeigen, dass der gekreuzigte Jesus kein gewöhnlicher Mensch oder nur ein Messias im jüdischen Verständnis war. Er ist der Herr der göttlichen Herrlichkeit selbst, JHWH, der sich erniedrigt hat, Mensch wurde und den Kreuzestod erlitt.
Biblische und Kirchenvater-Zitate zur Erläuterung:
* Die Identität Jesu mit JHWH: Das Alte Testament selbst deutet an mehreren Stellen die göttliche Natur des kommenden Messias an (z.B. Jesaja 9,5-6; Psalm 110,1). Im Neuen Testament bezeugen Jesus selbst (z.B. Johannes 8,58) und die Apostel (z.B. Johannes 1,1; Kolosser 1,15-17; Hebräer 1,3) seine präexistente göttliche Natur und seine Einheit mit dem Vater. Die Bezeichnung "Herr" (Kyrios im Griechischen) wurde in der Septuaginta (der griechischen Übersetzung des Alten Testaments) als Ersatz für den Gottesnamen JHWH verwendet. Paulus' Gebrauch von "Herr der Herrlichkeit" impliziert diese göttliche Identität Jesu.
* Die Unkenntnis der Machthaber: Die Blindheit der "Fürsten dieses Zeitalters" lag darin, dass sie den göttlichen Messias in seiner menschlichen Niedrigkeit nicht erkannten. Sie sahen in ihm einen Aufrührer oder einen religiösen Abweichler, nicht den ewigen König, der in Psalm 24 angekündigt wurde.
* Kirchenväter: Zahlreiche Kirchenväter haben diese Verbindung ebenfalls erkannt und betont:
* Ignatius von Antiochien (ca. 35-ca. 108 n. Chr.) spricht von Jesus Christus als "unserem Gott" und betont seine Einheit mit dem Vater.
* Justinus der Märtyrer (ca. 100-ca. 165 n. Chr.) argumentiert in seinen Schriften, dass Christus der JHWH des Alten Testaments ist, der sich in menschlicher Gestalt offenbart hat.
* Athanasius von Alexandria (ca. 296-373 n. Chr.) verteidigte die volle Göttlichkeit Christi gegen den Arianismus und betonte, dass der "Herr der Herrlichkeit", der gekreuzigt wurde, wahrer Gott ist.
* Johannes Chrysostomus (ca. 347-407 n. Chr.) sah in der Kreuzigung des "Herrn der Herrlichkeit" den Höhepunkt göttlicher Erniedrigung und gleichzeitig den größten Triumph Gottes. Er betonte, dass die Machthaber in ihrer Weisheit der Welt blind für die wahre göttliche Weisheit waren, die sich in der scheinbaren Schwachheit des Kreuzes offenbarte.