🇨🇭 Betreffend unserem 🇨🇭unentspannten Umgang mit der Zeit hier noch ein schönes Beispiel von heute morgen:
Die Abfahrt des Firmenbus, welcher uns jeweils am Morgen vom Hotel abholt und ins Trainingscenter fährt, wurde am Vorabend anstelle von 0820h auf 0815h angesagt. Als ich um 0816h am Morgen feststellte, dass noch niemand vor dem wartenden Bus da war, ging ich kurz in den Frühstücksraum um zu schauen, wo meine Kollegen sind und nahm noch einen Kaffee für unterwegs mit. Als ich 3 Min später zurück kam, waren die Kollegen schon daran in den Bus einzusteigen, alles ok, außer einer fehlte. Ich sagte dem Busfahrer dass er noch warten soll. Um 0821h also weitere 2Min später, kam dann der fehlende Kollege (ein Schweizer 🇨🇭) und stieg genervt in den Bus ein, er habe die neue Zeit 0815h nicht richtig wahrgenommen und debatierte aufgeregt und sich entschuldigend ganze 5Min darüber, dass er es nun nicht pünktlich geschafft hat. Wohlverstanden, es war alles in Ordnung und wir waren alle nicht zu spät. Ich sagte ihm, hey Guten Morgen, relax und geniesse doch einfach den Morgen. Er schaute mich unverständlich immer noch gestresst an.
Am Abend dann war die Rückfahrt um 17h zurück ins Hotel geplant. Um 17h war noch niemand da. Also ergriff ich die Chance in der Firma noch ein paar Dinge zu holen, um diese im Bus mitzunehmen, informierte den Fahrer und einen mir entgegenkommenden weiteren Kollegen, dass er Bescheid geben soll und sie auf mich warten sollten. Ich kam dann 10Min später mit den geholten Sachen, lud diese in den Bus ein, bedankte mich fürs warten und fragte in die Runde ob wir alle seien? Genau dieser erste Schweizerkollege vom Morgen antwortete dann schnippisch und wieder leicht genervt, wie aus der Pistole geschossen, dass sie alle nur auf mich warten würden. Es war ein Bus mit einer Kapazität von 20 Passagieren und war mit uns insgesamt 4 Nasen halb leer. Wir waren auf der Fahrt zurück alle ins selbe Hotel, wo man sich nach dem Training jeweils noch zu einem Drink traf. Niemand hatte irgend einen Termin und insgesamt sind wir nun anstelle um 17h, wo ja niemand da war, nun um 1715h abgefahren. Ja genau, 3 Nasen die zu spät waren, mussten 10Min auf mich warten….Wo liegt nun am Feierabend das Problem? Mir würde zu warten nichts ausmachen. Auch dem türkischen Kollegen machte es nichts aus. Aber warum dem Schweizer? 🇨🇭Herrscht da nicht ein selbstauferlegter Druck in dieser Menthalität, auf biegen und brechen, am Feierabend, einen fixen Fahrplan einhalten zu wollen? Warum ist der peinlich genaue unlockere Umgang mit der Zeit und dieses Nachhausewollen Phänomen, obschon nichts vor, vor allem in der Schweiz sehr weit verbreitet? Ist es vielleicht wegen der Uhrenindustrie, dem Bankenplatz, weil die Schweizer sehr sehr diszipliniert, folgsam, genau, fleissig und arbeitsam sind und weil in deren Augen Zeit Geld ist? Welches nun immer weniger Wert hat, muss mehr gearbeitet werden? Warum tun sich das vor allem Schweizer an und können nicht einfach den Moment zu leben geniessen, eine schöne Stimmung, ein Gespräch, lesen einen Artikel oder hängen schönen Gedanken nach und geniessen so nun entspannt ihre ganz persönliche Zeit? Sie waren vermutlich noch nie in Afrika, wo Verspätungen in Tagen gerechnet werden. Wie mir mal ein Gastarbeiter
In der Schweiz sehr schön gesagt hat: Das Leben in der Schweiz ist viel arbeiten und wenig leben, denn bei ihm zu Hause ist es umgekehrt. Warum wird der Zeit, einem sich nun zerfallenden Schuldgeldsystem, der Zeit ist Geld Menthalität, Diszipliniertheit, Fleiss und Arbeit so viel Aufmerksamkeit geschenkt und zwischenmenschlichen Werten und Lebensmomenten sehr wenig?
Weil die vielleicht alles arbeitsame und folgsame Sklaven sind?
Dieses Phänomen vor allem häufig in der Schweiz und meist zusammen mit Schweizern erlebt. Genau deshalb fühle ich mich außerhalb diesem selbstgebauten Zeitgefängnis außerhalb Europas in südlicheren Gefilden so viel wohler, wo der Umgang mit der Zeit einfach lockerer genommen wird, die menschlichen Werten und das Leben als solches mehr und wirklich gelebt werden.