Zum Untergang Dresdens vor 80 Jahren
Zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 flogen die britischen und US-amerikanischen Luftstreitkräfte vier Angriffswellen gegen Dresden. Die Stadt war überfüllt mit Frauen und Kindern aus den Ostgebieten des Reiches, die als Kriegsflüchtlinge dort Zuflucht suchten.
Die Angriffsstrategie der Westalliierten sah auch für Dresden die Erzeugung eines »Feuersturms« vor. Zu dieser Strategie erklärt der Militärhistoriker Jörg Friedrich in seinem Standardwerk »Der Brand«: »Die Bombe findet nicht präzise zum Ziel, darum wird Ziel, was Bombe nicht finden kann, eine Stadt. Mit dreitausend Tonnen Sprengstoff, wie eine Bomberflotte sie lädt, ist die Stadt nicht zu ruinieren. Brandmunition jedoch stiftet einen Schaden, der sich selbst vermehrt. Dazu sind zwei Wissenschaften vonnöten, Brandstiftung und Funknavigation. Feuerwehringenieure und Elektrophysiker entwickeln in drei Jahren die Systeme, entzündliche Siedlungsstrukturen zu orten, mit Farblicht zu umranden und in Flammen zu setzen.«
Diese »Wissenschaften« sorgten in Dresden, wie gewollt, für ein perfekt tödliches Ergebnis. »Elbflorenz« wurde wenige Wochen vor Ende des Kriegs völlig zerstört. Menschen, die sich draußen aufhielten, wurden in Sekundenbruchteilen eingeäschert, jene in den Luftschutzbunkern ersticken größtenteils, weil der Feuersturm jeden Sauerstoff verzehrte. Dresden steht bis heute wie keine andere deutsche Stadt für einen eliminatorischen Bombenkrieg. Man muß mit Blick auf die undifferenzierte Strategie annehmen, daß es darum ging, möglichst viele Menschen zu töten und mit der jahrhundertealten Bausubstanz der Städte auch das kulturelle Gedächtnis eines Volkes auszulöschen. Letzteres wurde in einem bemerkenswerten Gespräch zwischen Jörg Friedrich und dem britischen Philosophen A.C. Grayling, das am 18. Februar 2007 in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG erschien, bestätigt. Grayling sprach in diesem Zusammenhang von einem »Kulturozid«.
Der Einband des oben erwähnten – zur Lektüre für starke Nerven empfohlenen – Werkes »Der Brand«, führt in diesem Zusammenhang aus: »Das fünf Jahre währende Bombardement deutscher Städte und Gemeinden im Zweiten Weltkrieg ist ohne Vergleich in der Geschichte. Neben der Flucht und Vertreibung aus den Ostgebieten des Reiches war es die größte Katastrophe auf deutschem Boden seit dem Dreißigjährigen Krieg. Bombardiert wurden mehr als tausend Städte und Ortschaften. Auf dreißig Millionen Zivilpersonen, überwiegend Frauen, Kinder und Alte, fielen nahezu eine Million Tonnen Spreng- und Brandbomben. Mehr als eine halbe Million Todesopfer und der unwiederbringliche Verlust der seit dem Mittelalter gewachsenen Städtelandschaft waren zu beklagen.«
Politik und Geschichte sind wie das Wesen jedes einzelnen Menschen nicht in Schwarzweißgemälden darzustellen. Nicht nur Diktaturen bringen Schurken hervor und begehen Kriegsverbrechen. Diese Einsicht ist trivial, aber immer noch nicht im Allgemeinbewußtsein verankert. Gibt es nun »gerechte Kriege«? Jörg Friedrich zitiert bei der Erörterung dieser Frage im Gespräch mit Grayling den Aufklärer Emer de Vattel: »Es gibt eine gerechte Sache, aber Gott allein weiß, was es ist.«
Wider die menschliche Hybris!
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