2. Februar - Stalingrad
Teil 2
Am 22. November 1942 erfolgte dann am rumänischen Abschnitt der Angriff der roten Armee (in die Flanke). Jetzt konnten nur noch die Einheiten der Bereitstellung den größten Schaden abwenden. Aber viel war dank Halder nicht da.
Das Panzerkorps Heim konnte den Gegenstoß aber nicht rechtzeitig führen, denn die elektrischen Leitungen vieler Panzer waren durch Mäusefraß durchtrennt (Zufall oder Sabotage?) Heim wurde zwar wegen mangelnder Dienstaufsicht abgesetzt und verurteilt, aber der Durchbruch konnte nicht mehr abgewendet werden. Die 6. Armee war eingeschlossen.
Was also tun? Einen Ausbruch wagen? Es gab noch einen besseren Weg. Um wieder Verbindung zu den Stalingradkämpfern herzustellen, schickte man eine starke Einsatzgruppe unter Generaloberst Hoth, der auch auf 45 Kilometer herankam und nach einem weiteren Tag bei den Eingeschlossenen hätte sein können. Dann plötzlich wurde die stärkste Einheit, gerade voll aufgefüllt, die 6. Panzer-Division, in der heikelsten Situation zurückgerufen, weil angeblich an der Tschir-Front ein Durchbruch drohen würde. Die 6. Panzer-Division war eine der stärksten, die die Wehrmacht je hatte. Man hielt den Befehl, verlegt zu werden, sogar für eine Fälschung. Er war aber echt und man fügte sich. Der Vorstoß der Einsatzgruppe blieb ohne 6. Panzer-Division stecken.
Auch diese Hilfe wurde vereitelt und die Katastrophe war perfekt. Das Ergebnis war der Untergang der 6. Armee, sowie ein Rückzug auf ganzer Front. Der Kommandeur der 6. Panzer-Division, Erhard Raus, erzählte kurz vor seinem Tod 1956, dass er sich Vorwürfe machte, den Befehl überhaupt befolgt zu haben und nicht nach Stalingrad durchgebrochen zu sein, um sich mit der 6. Armee zu vereinigen (Lenz: Stalingrad - Der verlorene Sieg).
Generalstabschef Halder entpuppte sich später als jemand, der sich in Widerstandskreisen bewegte. Er trat in Nürnberg sogar als Zeuge der Anklage auf.
Gehlen wurde selbstverständlich für seine Taten belohnt. Er arbeitete nach dem Krieg mit den Amerikanern zusammen und wurde Chef des BND. Die BRD war nicht gerade sparsam mit Auszeichnungen. Offiziell ließ Gehlen kein Verschwörerbild von sich verbreiten. Verräter waren auch nach dem Kriege nicht gerade angesehen.
Er verbreitete sogar das Bild, seine Lageeinschätzungen wären richtig gewesen. Im Führerhauptquartier und von der Generalität wären die Fehler gemacht worden. Wer sollte das damals auch überprüfen? Aber die Zeit blieb nicht stehen und seine Berichte wurden in den 70ern analysiert. Gehlens Abteilung "Fremde Heere Ost" hatte die Zusammenbrüche in Stalingrad und der Heeresgruppe Mitte geradezu heraufbeschworen.
Sein Nachfolger als Präsident des BND wurde übrigens Gerhard Wessel, der schon Gehlens Stellvertreter bei "Fremde Heere Ost" war und Gehlen damals rettete, weil er die Attentatspläne vom 20. Juli 1944, die sich im Büro Gehlens befanden haben sollen, verschwinden ließ. In den Erinnerungen schrieb Wessel: "Aber noch war Krieg! Und vordringlicher die Lösung der Frage, was für uns zu tun sei, um den Krieg zu verkürzen."
(Friedrich Georg, Verrat an der Ostfront II)
@RStilzchen