

28.04.202509:50
Denn wer jemanden liebt, der ist ihm gehorsam, und wenn man im frühen Sufismus noch an der Tür des Geliebten bleiben will, selbst wenn man davongejagt wird, so ist es später die Bereitschaft, in allem Ihm zu Willen zu sein:
„Ich wünsche Vereinigung, und Er wünscht Trennung, so lasse ich, was ich will, für das, was Er will“, heißt es in einem unendlich oft variierten Vers... Sagt nicht der Schluß von Sure 5,59: „Er liebt sie, und sie lieben Ihn“? Diese Liebe geht, wie alles in der Welt, von Gott aus; der Mensch antwortet auf sie. Und eine solche Liebe ist unendlich, wie Dhu’n-Nun der Ägypter (gest. 859) erzählt:
Er habe in der Einsamkeit ein altes Weib gefragt: „Was ist das Ende der Liebe?“ Und sie antwortete: „Du Dummkopf! Liebe hat kein Ende!“ „Und warum nicht?“ — „Weil der Geliebte kein Ende hat.“
Annemarie Schimmel, „Sufismus – Eine Einführung in die islamische Mystik“
„Ich wünsche Vereinigung, und Er wünscht Trennung, so lasse ich, was ich will, für das, was Er will“, heißt es in einem unendlich oft variierten Vers... Sagt nicht der Schluß von Sure 5,59: „Er liebt sie, und sie lieben Ihn“? Diese Liebe geht, wie alles in der Welt, von Gott aus; der Mensch antwortet auf sie. Und eine solche Liebe ist unendlich, wie Dhu’n-Nun der Ägypter (gest. 859) erzählt:
Er habe in der Einsamkeit ein altes Weib gefragt: „Was ist das Ende der Liebe?“ Und sie antwortete: „Du Dummkopf! Liebe hat kein Ende!“ „Und warum nicht?“ — „Weil der Geliebte kein Ende hat.“
Annemarie Schimmel, „Sufismus – Eine Einführung in die islamische Mystik“


27.04.202501:41
„O Herr! Wenn ich Dich aus Furcht vor der Hölle anbete, dann lasse mich in der Hölle brennen. Und wenn ich Dich in der Hoffnung auf das Paradies anbete, dann schließe mich davon aus. Wenn ich Dich jedoch um Deinetwillen anbete, dann verwehre mir Deine ewige Schönheit nicht.“
Rābiʿa al-ʿAdawiyya al-Qaysiyya
Rābiʿa al-ʿAdawiyya al-Qaysiyya
16.04.202506:50
Für jetzt halten wir nur fest, daß das Erlebnis des inneren Lichts, welche die Laufbahn des Iglulikschamanen bestimmt, vielen höheren Mystikern vertraut ist. Das «innere Licht» (antarjyotirmâyâ) bezeichnet in den Upanishaden sogar das Wesen des âtman. In den Yoyatechniken, besonders jenen der buddhistischen Schulen, zeigt das verschieden gefärbte Licht das Gelingen gewisser Meditationen an. Ebenso mißt das Tibetanische Totenbuch dem Licht eine große Bedeutung zu, in welchem, wie es scheint, die Seele des Sterbenden während des Todeskampfes und unmittelbar nach dem Tode badet: Von der Festigkeit, mit der man das unbefleckte Licht wählt, hängt das Geschick des Menschen nach dem Tode ab. Denken wir zum Schluß noch an die überaus große Rolle, welche das innere Licht in der christlichen Mystik und Theologie spielt. All das läßt uns die Erlebnisse der Eskimoschamanen mit noch größerem Verständnis beurteilen. [...]
Überall begegnet der Wille zur Überschreitung der profanen individuellen Verfassung und zur Gewinnung einer überzeitlichen Perspektive. Mag es ein Wiedereintauchen in das ursprüngliche Leben zur geistigen Erneuerung des ganzen Wesens sein oder (wie in der buddhistischen Mystik und im Eskimoschamanismus) eine Befreiung von der Illusion des Fleisches, das Ergebnis ist immer dasselbe, ein Zurückfinden zur Quelle des geistigen Lebens, das die «Wahrheit» und das «Leben» zugleich ist.
Mircea Eliade
Überall begegnet der Wille zur Überschreitung der profanen individuellen Verfassung und zur Gewinnung einer überzeitlichen Perspektive. Mag es ein Wiedereintauchen in das ursprüngliche Leben zur geistigen Erneuerung des ganzen Wesens sein oder (wie in der buddhistischen Mystik und im Eskimoschamanismus) eine Befreiung von der Illusion des Fleisches, das Ergebnis ist immer dasselbe, ein Zurückfinden zur Quelle des geistigen Lebens, das die «Wahrheit» und das «Leben» zugleich ist.
Mircea Eliade
Переслав з:
Das hohe Ideal

11.04.202522:00
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Alles Groſze und Gewaltige kam nicht nur ohne geſellſchaftlicher und vertraglicher Иicherheit aus, ihr Entſtehen war immer die Folge der Auflöſung aller Иicherheiten. Nicht einmal der frommſte Gottesdiener konnte ſich jemals ſicher ſein, daſs ihm nicht ein arges Иchickſal beſtimmt iſt und ſich – wenn nicht ſchon geſchehen – in Zukunft über ihn ausbreiten wird. Enger und ſtrenger betrachtet ſind das „Groſze“ und „Gewaltige“ eine Tautologie, denn das Groſze iſt die Concentration der Gewaltigkeit, das ſich ausgehend von dieſer Concentration über die Welt ergieſzt, „gewaltig-groſz“ wird. Das iſt ein Wagnis und Wagnis bedeutet – im entſcheidenden Momentum des Groſzen und Gewaltigen – die Иicherheit aufzugeben. Die „Gröſze“ beſteht hier nicht darin, daſs es viele anzieht, ſondern darin, wie ſich dieſe auswirkt. Dieſe Wirkungen betreffen den allgemeinen ſeeliſchen Zuſtand zuerſt in aufbauender Form, dann in zerreiſzender, wenn durch den groſzen, gewaltigen Aufbau die alten Zuſtände zu ſchwanken beginnen – dann jedoch, nach der „Zerſchlagung der alten Tafeln“ beginnt der eigentliche Aufbau: der Aufbau nach dem durch ſchwerwiegender Erkenntnis (die der erſte Aufbau ſelbſt iſt) ausgelöſten Abſtreifens der „alten Wahrheiten“ (der zweite Act, die „Zerreiſzung“) zu einer (erſt einmal möglichen) wirklichen Wahrheit hin. Das zieht dann im Kern eher jene an, die eine innere Unſäglichkeit gegenüber des vorzufindenden Zuſtandes verſpüren – und es ſind jeweils immer nur wenige, denn die „breit geſtreuten Kritiker“ folgen immer dem Köder, der ſie weiterhin im Taumel dieſes Zuſtandes hält, den ſie nicht in der Lage ſind zu überwinden und ſomit der Köderbiſs ihrer eigenen Veranlagung entſpricht. Die Gröſze offenbart ſich in den Geſichtszügen, der Weſenheit und den Handlungen einer neuen, aber in ehernen Principien hineinragenden Idee und ihrer Vertreter und Anhänger – dort zeigt ſich dann auch die Gewaltigkeit, die ein Bund, einzelne Beſondere/Herausragende oder nur eine Perſon ausſtrahlen können. Die gewaltigen Umſtürze der Иubverſion haben nicht dieſe Gröſze, ſondern bringen nur ein zerſtöreriſches Ausmaſz mit ſich, welche die Gröſze unterminiert. Hier iſt „Gewaltigkeit“ anders zu betrachten und von Gröſze zu trennen, denn das Gewaltige beruht hier darauf, nicht gewaltig einen Geiſt auszuſenden, der allgegenwärtig wird und Völker und Culturen in die Höhe erzieht, „geiſtig werden läſſt“, viel eher will es in dieſem Falle die völlige Loslöſung von allen höheren Principien und ihren Vertretern. Dies gipfelt dann folgend – wie es uns die Vergangenheit und Gegenwart beweiſt – in blutigen Maſſakern, ja, die „gewaltig“ ſind, jedoch nichts von Gröſze haben, jene ſogar ſelbſterklärend complett verneinen. Es begreift ſich hier der gewaltthätige Umſturzgedanke für den auch die typiſchen Geſellſchaftskritiker potentiell empfänglich ſind, weshalb die blutigen „Revolutionen“ der Maſſen ſeit „Neu-Menſchen-Beginn“ an auch ſtets ſehr fruchtbar waren. Diesbezüglich könnte man nahezu einen allſeits bekannten linken Autoren citieren: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!“. Nur war Brecht ein Feind der Gröſze und ſeine Anhänger (die ja nicht wenige ſind...) verklären ihn zu Unrecht als „Groſzen“. Das Groſze, welches ſich mit dem Gewaltigen vereinigt, und zwar dort gemeint, wo es zur umfänglichen Wirkung gerinnt, auf den Иchauplätzen der Welt, da werden ebenfalls blutige Kämpfe ſtattfinden müſſen, die ſich jedoch im Rahmen halten, dadurch, daſs die weltanſchaulichen Grundlagen dieſer gewaltigen Gröſze gewaltthätigen Umſturz weder nötig noch inne haben. Im ruhenden Pol des Geiſtes, der zwar in ſeinem Mittelpunkt immer beſteht, ſich aber (noch) nicht über die oder eine Welt ergoſſen hat, beſteht die Einheit von Gröſze und Gewaltigkeit ohne weiteres und bedeutet für viele – aber doch wenige – aus verſchiedenſten Epochen ein Aufſtrahlen, ein Komet am Nachthimmel oder eine Katharſis.
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Alles Groſze und Gewaltige kam nicht nur ohne geſellſchaftlicher und vertraglicher Иicherheit aus, ihr Entſtehen war immer die Folge der Auflöſung aller Иicherheiten. Nicht einmal der frommſte Gottesdiener konnte ſich jemals ſicher ſein, daſs ihm nicht ein arges Иchickſal beſtimmt iſt und ſich – wenn nicht ſchon geſchehen – in Zukunft über ihn ausbreiten wird. Enger und ſtrenger betrachtet ſind das „Groſze“ und „Gewaltige“ eine Tautologie, denn das Groſze iſt die Concentration der Gewaltigkeit, das ſich ausgehend von dieſer Concentration über die Welt ergieſzt, „gewaltig-groſz“ wird. Das iſt ein Wagnis und Wagnis bedeutet – im entſcheidenden Momentum des Groſzen und Gewaltigen – die Иicherheit aufzugeben. Die „Gröſze“ beſteht hier nicht darin, daſs es viele anzieht, ſondern darin, wie ſich dieſe auswirkt. Dieſe Wirkungen betreffen den allgemeinen ſeeliſchen Zuſtand zuerſt in aufbauender Form, dann in zerreiſzender, wenn durch den groſzen, gewaltigen Aufbau die alten Zuſtände zu ſchwanken beginnen – dann jedoch, nach der „Zerſchlagung der alten Tafeln“ beginnt der eigentliche Aufbau: der Aufbau nach dem durch ſchwerwiegender Erkenntnis (die der erſte Aufbau ſelbſt iſt) ausgelöſten Abſtreifens der „alten Wahrheiten“ (der zweite Act, die „Zerreiſzung“) zu einer (erſt einmal möglichen) wirklichen Wahrheit hin. Das zieht dann im Kern eher jene an, die eine innere Unſäglichkeit gegenüber des vorzufindenden Zuſtandes verſpüren – und es ſind jeweils immer nur wenige, denn die „breit geſtreuten Kritiker“ folgen immer dem Köder, der ſie weiterhin im Taumel dieſes Zuſtandes hält, den ſie nicht in der Lage ſind zu überwinden und ſomit der Köderbiſs ihrer eigenen Veranlagung entſpricht. Die Gröſze offenbart ſich in den Geſichtszügen, der Weſenheit und den Handlungen einer neuen, aber in ehernen Principien hineinragenden Idee und ihrer Vertreter und Anhänger – dort zeigt ſich dann auch die Gewaltigkeit, die ein Bund, einzelne Beſondere/Herausragende oder nur eine Perſon ausſtrahlen können. Die gewaltigen Umſtürze der Иubverſion haben nicht dieſe Gröſze, ſondern bringen nur ein zerſtöreriſches Ausmaſz mit ſich, welche die Gröſze unterminiert. Hier iſt „Gewaltigkeit“ anders zu betrachten und von Gröſze zu trennen, denn das Gewaltige beruht hier darauf, nicht gewaltig einen Geiſt auszuſenden, der allgegenwärtig wird und Völker und Culturen in die Höhe erzieht, „geiſtig werden läſſt“, viel eher will es in dieſem Falle die völlige Loslöſung von allen höheren Principien und ihren Vertretern. Dies gipfelt dann folgend – wie es uns die Vergangenheit und Gegenwart beweiſt – in blutigen Maſſakern, ja, die „gewaltig“ ſind, jedoch nichts von Gröſze haben, jene ſogar ſelbſterklärend complett verneinen. Es begreift ſich hier der gewaltthätige Umſturzgedanke für den auch die typiſchen Geſellſchaftskritiker potentiell empfänglich ſind, weshalb die blutigen „Revolutionen“ der Maſſen ſeit „Neu-Menſchen-Beginn“ an auch ſtets ſehr fruchtbar waren. Diesbezüglich könnte man nahezu einen allſeits bekannten linken Autoren citieren: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!“. Nur war Brecht ein Feind der Gröſze und ſeine Anhänger (die ja nicht wenige ſind...) verklären ihn zu Unrecht als „Groſzen“. Das Groſze, welches ſich mit dem Gewaltigen vereinigt, und zwar dort gemeint, wo es zur umfänglichen Wirkung gerinnt, auf den Иchauplätzen der Welt, da werden ebenfalls blutige Kämpfe ſtattfinden müſſen, die ſich jedoch im Rahmen halten, dadurch, daſs die weltanſchaulichen Grundlagen dieſer gewaltigen Gröſze gewaltthätigen Umſturz weder nötig noch inne haben. Im ruhenden Pol des Geiſtes, der zwar in ſeinem Mittelpunkt immer beſteht, ſich aber (noch) nicht über die oder eine Welt ergoſſen hat, beſteht die Einheit von Gröſze und Gewaltigkeit ohne weiteres und bedeutet für viele – aber doch wenige – aus verſchiedenſten Epochen ein Aufſtrahlen, ein Komet am Nachthimmel oder eine Katharſis.
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11.04.202519:29
Die Einen sind „gefallen“, weil sie überhaupt erst „hoch“ waren, sie „verglühten“, weil eine Flamme in ihnen lebendig war; Die Anderen sind weder „gefallen“ noch „verglüht“, sie befanden sich im Nichts, und nur das Nichts streifte ihre verfleischten, kalten Herzen. Nichts vermochten ihre Zungen zu sagen, dass die Seele imstande wäre zu berühren...


29.03.202512:45
„Der Unterschied beruht nicht in der Struktur der religiösen Welten, sondern in der Intensität des religiösen Erlebnisses.“
Mircea Eliade
Mircea Eliade
28.04.202509:19
Beim Hetärentum wird grundsätzlich eine innere Veranlagung der Frau zu einem bestimmten Typus verstanden und keine, durch das Milieu oder sozialwirtschafliche Faktoren „Zurverfügungstellung“ profaner Dienste, ohne irgendeiner inneren Befähigung zu entsprechen, für die die Moderne nichts anderes sich vorstellen konnte als das Wort „Prostitution“, dessen tieferer Sinngehalt gänzlich der Pejoration anheimgefallen ist. Die ursprünglich häterische Frau war der reine Typus der Geliebten, ihre Funktionen als Hierodulen, d. h. „Jüngerinnen der Göttin“, als „Tempelpriesterinnen“, gehörten in einen sakral-rituellen Rahmen; Selbst ihre mudrās, d. h. mit symbolhaft-evokatorischen Gesten durchwobenen Tanzkünste waren in den meisten Fällen sakraler Natur.
Sowohl der hetärischen Frau, als z. B. auch den japanischen Geishas, ist vor allem die wichtigste Funktion der Verwaltung der weiblichen Mysterien, die entweder naturgegeben oder durch die Tradition in einer männlich geprägten Welt gezüchtet worden waren, nicht fremd gewesen, wovon die heutige Frau so gut wie nichts mehr versteht und, sich selbst überlassen, ihrer eigenen Seele so fremd wie nie gegenüber steht.
Sowohl der hetärischen Frau, als z. B. auch den japanischen Geishas, ist vor allem die wichtigste Funktion der Verwaltung der weiblichen Mysterien, die entweder naturgegeben oder durch die Tradition in einer männlich geprägten Welt gezüchtet worden waren, nicht fremd gewesen, wovon die heutige Frau so gut wie nichts mehr versteht und, sich selbst überlassen, ihrer eigenen Seele so fremd wie nie gegenüber steht.


16.04.202506:50


11.04.202509:15
„Es ist in Wirklichkeit die überwiegende Mehrheit der Arbeiter, die von den Fähigkeiten der Eliten profitieren. Dies ist seit Beginn der modernen industriellen Entwicklung der Fall. Es waren nie die einfachen Arbeiter, die den Fortschritt schufen, von dem sie profitierten.
Die Gefühle, die die neuen Lehren stützen, sind unter den Führern der glühende Ehrgeiz, eine gewinnbringende Macht zu ergreifen, und unter den einfachen Anhängern der eifersüchtige Hass auf alle Überlegenheiten.
Was unsere Universität immer wieder vergisst, ...ist, dass Disziplinen und Qualitäten, die den Menschen im Leben erfolgreich machen, nicht auf Intelligenz („Intelligibilität“), sondern auf Charakter basieren. Ein Land, das seiner fähigsten Menschen beraubt wird, wäre zu einem schnellen Untergang verurteilt.“
Gustave Le Bon
Die Gefühle, die die neuen Lehren stützen, sind unter den Führern der glühende Ehrgeiz, eine gewinnbringende Macht zu ergreifen, und unter den einfachen Anhängern der eifersüchtige Hass auf alle Überlegenheiten.
Was unsere Universität immer wieder vergisst, ...ist, dass Disziplinen und Qualitäten, die den Menschen im Leben erfolgreich machen, nicht auf Intelligenz („Intelligibilität“), sondern auf Charakter basieren. Ein Land, das seiner fähigsten Menschen beraubt wird, wäre zu einem schnellen Untergang verurteilt.“
Gustave Le Bon
26.03.202509:11
Während man in der Geistigkeit der Anfänge des Tantrismus und anderen initiatorisch-religiösen Kreisen, es noch gekannt hat, die Frau von ihrer Funktion der Fortpflanzung abzulenken, um sie auf ihr gemäß höheren, viel interessantere Anlagen zu lenken, schätzt die heutige Zeit die Frau als Mutter ohne jeden Grund entweder völlig zu hoch ein oder gar nicht. Selbst der letzte Sinngehalt der Ehe wird grundlegend in der Familiengründung und Zeugung gesucht.
Es wurden in der „Sahajivâ-Schule“ drei Typen der Frau unterschieden (drei Typen der „ratī“), unter denen nur der Typ „samarthâ“, die der totalen, überindividiuellen Hingabe und zu einer bestimmten Kraft fähig ist, als der „reinste und geeignetste Typ“ angesehen. Auch im antiken Griechenland kannte man und unterschied bestimmte Typen von „magischen“ Frauen, die als „Heliaden“, d. h. von der „Sonne“ abstammend, betrachtet wurden.
Die Empfindungswelten und die Magie dieser Frauen waren vermutlich überhaupt erst möglich und traten real zutage, soforn der Mann geistig sich noch auf seiner Höhe befand und wirkliche, menschliche Größe besaß, die alles bereits in sich schließ, und gingen unter, degenerierten, als dieser sich von Gott und seiner innersten Sache abwandt.
Es wurden in der „Sahajivâ-Schule“ drei Typen der Frau unterschieden (drei Typen der „ratī“), unter denen nur der Typ „samarthâ“, die der totalen, überindividiuellen Hingabe und zu einer bestimmten Kraft fähig ist, als der „reinste und geeignetste Typ“ angesehen. Auch im antiken Griechenland kannte man und unterschied bestimmte Typen von „magischen“ Frauen, die als „Heliaden“, d. h. von der „Sonne“ abstammend, betrachtet wurden.
Die Empfindungswelten und die Magie dieser Frauen waren vermutlich überhaupt erst möglich und traten real zutage, soforn der Mann geistig sich noch auf seiner Höhe befand und wirkliche, menschliche Größe besaß, die alles bereits in sich schließ, und gingen unter, degenerierten, als dieser sich von Gott und seiner innersten Sache abwandt.


28.04.202509:17
Переслав з:
Das hohe Ideal

26.04.202515:40
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Die erste Stufe aber ist immer die Reue, das Abbrechen der Beziehungen zum früheren Leben und die volle Konzentration auf den neuen Weg. Alles muss nun mit voller Reinheit der Intention getan werden, nicht die kleinste Spur von selbstischen Gedanken darf sich einmischen, ebenso wenig wie der Murid je seine Aufmerksamkeit erschlaffen lassen darf; ghaflat, „Nachlässigkeit“, ist wie ein gefährlicher Schlaf, in dem der Sucher sein Objekt verliert. Man unterscheidet auf dem Pfad Stationen (maqām, PL. Maqāmāt ), das sind längerwährende Haltungen, und Zustände (ḥāl, Pl. Aḥwāl), das sind flüchtige Augenblicke einer von Gott geschenkten seelischen Erfahrung, die man nicht an sich ziehen kann. Zu den wichtigsten Stationen gehört die Armut, sei es die irdische oder die geistige, hatte doch der Prophet gesagt: faqrī fachrī , „Meine Armut ist mein Stolz“. Armut bedeutet hier nicht nur den Mangel an Besitz; wenn wir allerdings den hagiographischen Werken glauben dürfen, waren viele der großen Sufis der Frühzeit so arm, dass sie kaum etwas für sich oder ihre Familie besaßen, da sie ungern Geld über Nacht bei sich behielten. Armut kann aber auch die Haltung dessen sein, der in einem Augenblick ohne Bedauern seinen gesamten Reichtum dahingeben würde, der also an keinerlei äußeren Gütern hängt. Denn er weiß „Gott ist der All-Reiche, und ihr seid die Armen“ (Sure 47,38). Aus diesem Grunde ist faqīr, „der Arme“, und sein persisches Äquivalent, darwisch (Derwisch), eine Bezeichnung für Sufis, die allerdings mehr im volkstümlichen Sinne, nicht für die großen Dichter und Denker verwendet wird. Das absolute Gottvertrauen, tawakkul, gehört hierher, das von manchen frühen Sufis bis zum Exzess geübt wurde; es schien ihnen Unglaube, nicht völlig auf Gott zu vertrauen, der doch den Namen ar-razzāq. „Der Ernährer“, trägt und daher ohne Zweifel für alle Nahrung sorgen wird. Freilich wird Gottvertrauen später eher als seelische Haltung erfahren; denn eine konsequente Durchführung des Ideals, für nichts zu sorgen, wäre in der Welt des Handelns und Wandelns nicht zu verwirklichen. So ist tawakkul jetzt das unerschütterliche Vertrauen darauf, dass Gott immer weiß, was dem Menschen am besten tut, und diese Haltung (die man auch als „Gutes von Gott denken“ definiert) hat das Leben der vom Sufismus beeinflussten Menschen zutiefst geprägt. Geduld und Dankbarkeit sind zwei weitere Stationen auf dem Pfad, und man disputierte, ob der geduldige Arme oder der dankbare Reiche den höheren Rang habe. Besonders wichtig ist das Begriffspaar Furcht und Hoffnung, die als die beiden Flügel bezeichnet werden, mit denen man zum Paradies fliegt. Furcht ist immer vorhanden, denn die Furcht vor dem Gericht Gottes bewegte doch die meisten Frommen, und selbst auf den letzten Stationen des Pfades empfindet der Sufi noch Furcht, von seinem „göttlichen Geliebten“ getrennt zu sein, „mit der verglichen die Furcht vorm Höllenfeuer gar nichts ist“. Furcht ist zumindest bis zu einem gewissen Grade notwendig, um den Menschen nicht leichtfertig werden zu lassen, und daher sahen manche frühen Sufis mit Missbilligung auf einen von ihnen, den Perser Yahya ibn Mu'adh (gest. 872), den man als „Prediger der Hoffnung“ kannte und dessen kleine Gebete immer wieder dialektisch um das Geheimnis von Gottes Gnade und menschlicher Sündhaftigkeit kreisen:
O Gott, wie kann ich dich rufen, wo ich doch ein rebellischer Knecht bin? Und wie könnte ich dich nicht rufen, wo Du doch ein gnädiger Herr bist?
Annemarie Schimmel „Sufismus – Eine Einführung in die islamische Mystik“
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Die erste Stufe aber ist immer die Reue, das Abbrechen der Beziehungen zum früheren Leben und die volle Konzentration auf den neuen Weg. Alles muss nun mit voller Reinheit der Intention getan werden, nicht die kleinste Spur von selbstischen Gedanken darf sich einmischen, ebenso wenig wie der Murid je seine Aufmerksamkeit erschlaffen lassen darf; ghaflat, „Nachlässigkeit“, ist wie ein gefährlicher Schlaf, in dem der Sucher sein Objekt verliert. Man unterscheidet auf dem Pfad Stationen (maqām, PL. Maqāmāt ), das sind längerwährende Haltungen, und Zustände (ḥāl, Pl. Aḥwāl), das sind flüchtige Augenblicke einer von Gott geschenkten seelischen Erfahrung, die man nicht an sich ziehen kann. Zu den wichtigsten Stationen gehört die Armut, sei es die irdische oder die geistige, hatte doch der Prophet gesagt: faqrī fachrī , „Meine Armut ist mein Stolz“. Armut bedeutet hier nicht nur den Mangel an Besitz; wenn wir allerdings den hagiographischen Werken glauben dürfen, waren viele der großen Sufis der Frühzeit so arm, dass sie kaum etwas für sich oder ihre Familie besaßen, da sie ungern Geld über Nacht bei sich behielten. Armut kann aber auch die Haltung dessen sein, der in einem Augenblick ohne Bedauern seinen gesamten Reichtum dahingeben würde, der also an keinerlei äußeren Gütern hängt. Denn er weiß „Gott ist der All-Reiche, und ihr seid die Armen“ (Sure 47,38). Aus diesem Grunde ist faqīr, „der Arme“, und sein persisches Äquivalent, darwisch (Derwisch), eine Bezeichnung für Sufis, die allerdings mehr im volkstümlichen Sinne, nicht für die großen Dichter und Denker verwendet wird. Das absolute Gottvertrauen, tawakkul, gehört hierher, das von manchen frühen Sufis bis zum Exzess geübt wurde; es schien ihnen Unglaube, nicht völlig auf Gott zu vertrauen, der doch den Namen ar-razzāq. „Der Ernährer“, trägt und daher ohne Zweifel für alle Nahrung sorgen wird. Freilich wird Gottvertrauen später eher als seelische Haltung erfahren; denn eine konsequente Durchführung des Ideals, für nichts zu sorgen, wäre in der Welt des Handelns und Wandelns nicht zu verwirklichen. So ist tawakkul jetzt das unerschütterliche Vertrauen darauf, dass Gott immer weiß, was dem Menschen am besten tut, und diese Haltung (die man auch als „Gutes von Gott denken“ definiert) hat das Leben der vom Sufismus beeinflussten Menschen zutiefst geprägt. Geduld und Dankbarkeit sind zwei weitere Stationen auf dem Pfad, und man disputierte, ob der geduldige Arme oder der dankbare Reiche den höheren Rang habe. Besonders wichtig ist das Begriffspaar Furcht und Hoffnung, die als die beiden Flügel bezeichnet werden, mit denen man zum Paradies fliegt. Furcht ist immer vorhanden, denn die Furcht vor dem Gericht Gottes bewegte doch die meisten Frommen, und selbst auf den letzten Stationen des Pfades empfindet der Sufi noch Furcht, von seinem „göttlichen Geliebten“ getrennt zu sein, „mit der verglichen die Furcht vorm Höllenfeuer gar nichts ist“. Furcht ist zumindest bis zu einem gewissen Grade notwendig, um den Menschen nicht leichtfertig werden zu lassen, und daher sahen manche frühen Sufis mit Missbilligung auf einen von ihnen, den Perser Yahya ibn Mu'adh (gest. 872), den man als „Prediger der Hoffnung“ kannte und dessen kleine Gebete immer wieder dialektisch um das Geheimnis von Gottes Gnade und menschlicher Sündhaftigkeit kreisen:
O Gott, wie kann ich dich rufen, wo ich doch ein rebellischer Knecht bin? Und wie könnte ich dich nicht rufen, wo Du doch ein gnädiger Herr bist?
Annemarie Schimmel „Sufismus – Eine Einführung in die islamische Mystik“
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12.04.202519:32
Eros und Fortpflanzung
Hier müssen wir nun jener Mythologie einer entsprechenden Kritik unterziehen, die die gängige Sexuologie betreibt, wenn sie von „Fortpflanzungstrieb“ redet und diesen Trieb als das Primäre in jeder Geschlechtsliebe erklärt. Selbsterhaltungstrieb und Fortpflanzungstrieb wären danach die beiden grundlegenden Kräfte, die mit der Gattung selbst gegeben und beim Menschen nicht weniger am Werk wären als bei den Tieren. Die äußerste Grenze dieser erbärmlichen und platten Theorie wird von jenen positivistischen Biologen und Psychologen erreicht, die, wie sogar Morselli, sich soweit versteigen, daß sie den einen Instinkt dem anderen unterordnen; sie nehmen an, daß das Individuum sich ernährt und um seine Erhaltung kämpft, nur weil es sich fortpflanzen muss, da ja das höchste Ziel „die Kontinuität des universalen Lebens“ sei. [...] Beim Menschen ist der Trieb eine Bewußteinesache. Aber als Bewußtseinsinhalt ist der Fortpflanzungstrieb beim Menschen überhaupt nicht vorhanden. Es wäre unweigerlich lächerlich, wenn man diesen „Zeugungs“-Faktor in Verbindung mit den Namen bringen wollte, die allgemein als die erhabensten Vorbilder der m e n s c h l i c h e n Liebe angesehen werden, mit den großen Gestalten der Liebenden aus Literatur oder Kunst, Tristan und Isolde, Romeo und Julia, Paolo und Francesca und den übrigen, in einer Geschichte mit glücklichem Ausgang und mit einem Kindchen, ja sogar mit einem Nest voll Kinderchen als Bekrönung.
Über ein Liebespaar, das nie Kinder bekam, sagt eine Gestalt von Barbey d’Aurevilly: „Sie lieben sich zu sehr. Das Feuer verzehrt und bringt nichts hervor.“ Als die Frau gefragt wird, ob sie nicht traurig sei, weil sie keine Kinder hat, antwortet sie: „Ich will keine. Kinder sind nur etwas für unglückliche Frauen“. Die Wahrheit liegt in dem, was jemand mit folgenden humorvollen Worten ausgedrückt hat: „Als Adam erwacht und Eva erblickt, ruft er nicht aus, was ein zeitgenößischer Senator ihm in den Mund legen würde: 'Siehe hier die Mutter meiner Kinder, die Priesterin an meinem Herd'.“ [...]
Das wirklich Primäre ist die Anziehung, die zwischen zwei Wesen verschiedenen Geschlechts entsteht, mit dem ganzen Geheimnis und der Metaphysik, die sie umschließt; es ist die Begierde des einen zum anderen, der unwiderstehliche Impuls zur Vereinigung und zum Besitz, in dem verborgen ein noch tieferer Impuls wirksam ist. In alle dem spielt die „Fortpflanzung“ als Bewußteinsinhalt überhaupt keine Rolle.
Julius Evola
Hier müssen wir nun jener Mythologie einer entsprechenden Kritik unterziehen, die die gängige Sexuologie betreibt, wenn sie von „Fortpflanzungstrieb“ redet und diesen Trieb als das Primäre in jeder Geschlechtsliebe erklärt. Selbsterhaltungstrieb und Fortpflanzungstrieb wären danach die beiden grundlegenden Kräfte, die mit der Gattung selbst gegeben und beim Menschen nicht weniger am Werk wären als bei den Tieren. Die äußerste Grenze dieser erbärmlichen und platten Theorie wird von jenen positivistischen Biologen und Psychologen erreicht, die, wie sogar Morselli, sich soweit versteigen, daß sie den einen Instinkt dem anderen unterordnen; sie nehmen an, daß das Individuum sich ernährt und um seine Erhaltung kämpft, nur weil es sich fortpflanzen muss, da ja das höchste Ziel „die Kontinuität des universalen Lebens“ sei. [...] Beim Menschen ist der Trieb eine Bewußteinesache. Aber als Bewußtseinsinhalt ist der Fortpflanzungstrieb beim Menschen überhaupt nicht vorhanden. Es wäre unweigerlich lächerlich, wenn man diesen „Zeugungs“-Faktor in Verbindung mit den Namen bringen wollte, die allgemein als die erhabensten Vorbilder der m e n s c h l i c h e n Liebe angesehen werden, mit den großen Gestalten der Liebenden aus Literatur oder Kunst, Tristan und Isolde, Romeo und Julia, Paolo und Francesca und den übrigen, in einer Geschichte mit glücklichem Ausgang und mit einem Kindchen, ja sogar mit einem Nest voll Kinderchen als Bekrönung.
Über ein Liebespaar, das nie Kinder bekam, sagt eine Gestalt von Barbey d’Aurevilly: „Sie lieben sich zu sehr. Das Feuer verzehrt und bringt nichts hervor.“ Als die Frau gefragt wird, ob sie nicht traurig sei, weil sie keine Kinder hat, antwortet sie: „Ich will keine. Kinder sind nur etwas für unglückliche Frauen“. Die Wahrheit liegt in dem, was jemand mit folgenden humorvollen Worten ausgedrückt hat: „Als Adam erwacht und Eva erblickt, ruft er nicht aus, was ein zeitgenößischer Senator ihm in den Mund legen würde: 'Siehe hier die Mutter meiner Kinder, die Priesterin an meinem Herd'.“ [...]
Das wirklich Primäre ist die Anziehung, die zwischen zwei Wesen verschiedenen Geschlechts entsteht, mit dem ganzen Geheimnis und der Metaphysik, die sie umschließt; es ist die Begierde des einen zum anderen, der unwiderstehliche Impuls zur Vereinigung und zum Besitz, in dem verborgen ein noch tieferer Impuls wirksam ist. In alle dem spielt die „Fortpflanzung“ als Bewußteinsinhalt überhaupt keine Rolle.
Julius Evola
Переслав з:
Das hohe Ideal

11.04.202522:00
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In dieser ästhetischen Grundvorstellung des Germanen finden wir den christlichen Gottesbegriff wieder. Schöpferische Unendlichkeit, liebevolles Umfangen der Dinge, die er aus sich entläßt, macht das Wesen des christlichen Gottes aus. Wie der Raum die Dinge, so umfängt Gott Menschen und Welt. Die germanische Phantasie hätte kein mächtigeres Beispiel für das christliche Grundverhältnis der Liebe finden können.
…
Das Erlebnis des Unendlichen, vor dem sich der Orientale nur durch die Abstraktion zu retten vermochte, wird durch den Germanen gestaltet. Ohne die Hilfe des Christentums wäre das nicht möglich gewesen. Der christliche Gedanke enthielt die Tiefe der negativen Unendlichkeit, der Sünde und des Todes in sich, aber er blieb dabei nicht stehen; er brachte auch den Gedanken der Versöhnung mit Gott. Durch die beruhigende Gewißheit des Heils war die Konzeption eines unendlich dynamischen, aber zugleich ruhenden Raumes ermöglicht. Das Erlebnis, das die Orientalen überwältigte, ist im romanischen Stil in seiner ganzen Wucht lebendig; aber es ist nicht mehr abstrahierend-verneinend beschworen, sondern auf hellenische Art zum organischen Gebilde geformt.
Aus Alfred Baeumlers „Studien zur deutschen Geistesgeschichte“
Anmerkung:
Baeumler beſchreibt hier anhand architectoniſcher Иtile, wie die Geſchichte einiger Culturen – und insbeſondere der deutſchen – in einem beſtimmten Rahmen gewachſen iſt. Es iſt nicht verwunderlich und auch nicht widerſprüchlich, daſs er die Architectur zu Rate gezogen hat, denn gerade ſie iſt es – mit der Kunſt zuſammen –, die es erlaubt, einen concreten Blick ins „vergangene Innere“ zu faſſen, reſp. zumindeſt eine naheliegende Erwägung zu ermöglichen. Architectur fällt in vielen Иphären mit dem jeweiligen Zeitgeiſt zuſammen, weshalb ſie auch ein prägnanter Ausdruck desſelben iſt. Dadurch ergiebt ſich, daſs die citierten Worte Baeumlers ſich nahezu eins zu eins auf einen beſtimmten Theil der deutſchen Geiſtesgeſchichte – etwas anderes war ja überhaupt nicht der Umſtand dieſer Иchrift Baeumlers – übertragen laſſen. Höchſtwahrſcheinlich hatte diesbezüglich ein Alfred Baeumler ſeiner Zeit (und auch anderer Zeiten) ein weſentlich beſſeres Verſtändnis für die geiſtigen Entwicklungen unſerer Cultur, denn das Chriſtenthum war hier offenbar nicht „artfremde Wüſtenreligion“ und auch nicht nur eine Иtilerweiterung in der Architectur, ſondern vielmehr ein groſzer Gewinn, mit dem gerade der Germane etwas anzufangen wuſſte und er es ſelbſt war, der für das „Wagnis Chriſtenthum“ nicht beſſer geeignet ſein konnte.
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In dieser ästhetischen Grundvorstellung des Germanen finden wir den christlichen Gottesbegriff wieder. Schöpferische Unendlichkeit, liebevolles Umfangen der Dinge, die er aus sich entläßt, macht das Wesen des christlichen Gottes aus. Wie der Raum die Dinge, so umfängt Gott Menschen und Welt. Die germanische Phantasie hätte kein mächtigeres Beispiel für das christliche Grundverhältnis der Liebe finden können.
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Das Erlebnis des Unendlichen, vor dem sich der Orientale nur durch die Abstraktion zu retten vermochte, wird durch den Germanen gestaltet. Ohne die Hilfe des Christentums wäre das nicht möglich gewesen. Der christliche Gedanke enthielt die Tiefe der negativen Unendlichkeit, der Sünde und des Todes in sich, aber er blieb dabei nicht stehen; er brachte auch den Gedanken der Versöhnung mit Gott. Durch die beruhigende Gewißheit des Heils war die Konzeption eines unendlich dynamischen, aber zugleich ruhenden Raumes ermöglicht. Das Erlebnis, das die Orientalen überwältigte, ist im romanischen Stil in seiner ganzen Wucht lebendig; aber es ist nicht mehr abstrahierend-verneinend beschworen, sondern auf hellenische Art zum organischen Gebilde geformt.
Aus Alfred Baeumlers „Studien zur deutschen Geistesgeschichte“
Anmerkung:
Baeumler beſchreibt hier anhand architectoniſcher Иtile, wie die Geſchichte einiger Culturen – und insbeſondere der deutſchen – in einem beſtimmten Rahmen gewachſen iſt. Es iſt nicht verwunderlich und auch nicht widerſprüchlich, daſs er die Architectur zu Rate gezogen hat, denn gerade ſie iſt es – mit der Kunſt zuſammen –, die es erlaubt, einen concreten Blick ins „vergangene Innere“ zu faſſen, reſp. zumindeſt eine naheliegende Erwägung zu ermöglichen. Architectur fällt in vielen Иphären mit dem jeweiligen Zeitgeiſt zuſammen, weshalb ſie auch ein prägnanter Ausdruck desſelben iſt. Dadurch ergiebt ſich, daſs die citierten Worte Baeumlers ſich nahezu eins zu eins auf einen beſtimmten Theil der deutſchen Geiſtesgeſchichte – etwas anderes war ja überhaupt nicht der Umſtand dieſer Иchrift Baeumlers – übertragen laſſen. Höchſtwahrſcheinlich hatte diesbezüglich ein Alfred Baeumler ſeiner Zeit (und auch anderer Zeiten) ein weſentlich beſſeres Verſtändnis für die geiſtigen Entwicklungen unſerer Cultur, denn das Chriſtenthum war hier offenbar nicht „artfremde Wüſtenreligion“ und auch nicht nur eine Иtilerweiterung in der Architectur, ſondern vielmehr ein groſzer Gewinn, mit dem gerade der Germane etwas anzufangen wuſſte und er es ſelbſt war, der für das „Wagnis Chriſtenthum“ nicht beſſer geeignet ſein konnte.
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11.04.202509:15
„In diesem Sinne läßt sich behaupten, daß die Souveränität in dem Moment entsteht, in dem der Herrscher beginnt, nicht das ganze Volk zu sein, und sich in dem Maße verstärkt, wie sie weniger als das ganze Volk ist. Der Gipfel des Wahnsinns wäre, zu behaupten, daß der Charakter der Völker ihr Werk sei.“
Joseph de Maistre
Joseph de Maistre


26.03.202509:11
Переслав з:Der Rattenfänger
DR


28.04.202506:20
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Denn das ist das Eigentümliche der Bilder unserer Seele, daß sie den Einsatz von uns verlangen. In einer gewissen Höhe ist nur ein Schritt vom Erhabenen zum Lächerlichen, und wenn der Mensch sich ganz einsetzt, dann kann der Z u s c h a u e r nicht wissen, ob dies nun höchster Ernst und geschichtliche Tat ist oder bloßer „Radau“. Das weiß nur derjenige, dessen Seele mitschwingt, der das Bild des Kommenden und die unbedingte Verpflichtung selber in sich trägt.
– Alfred Baeumler –
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Denn das ist das Eigentümliche der Bilder unserer Seele, daß sie den Einsatz von uns verlangen. In einer gewissen Höhe ist nur ein Schritt vom Erhabenen zum Lächerlichen, und wenn der Mensch sich ganz einsetzt, dann kann der Z u s c h a u e r nicht wissen, ob dies nun höchster Ernst und geschichtliche Tat ist oder bloßer „Radau“. Das weiß nur derjenige, dessen Seele mitschwingt, der das Bild des Kommenden und die unbedingte Verpflichtung selber in sich trägt.
– Alfred Baeumler –
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24.04.202507:48
In einer Welt, die sich auf bürgerlichen Belangen gründet, wo physische Grundbedürfnisse und materielle Gelüste sich zu Träumen und Sehnsüchten erhoben haben, gedenken wir inwendig den Augenblicken, vor denen diese Welt und alles in ihr schweigt.
12.04.202519:32
Переслав з:
Das hohe Ideal



06.04.202516:12
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Die Familie ist nicht die „Keimzelle“ des Staates. Der Staat kommt aus einem Prinzip heraus, das dem der Familie ursprünglich entgegengesetzt ist. Das Volk wächst organisch; der Staat aber entsteht nicht organisch, sondern wird künstlich geschaffen durch die Taten und die Vereinigung freier Männer. Nur wo diese Vereinigung stattfindet, da sind auch Familie und Volk gesund. Findet der sich entwickelnde Mann den Platz nicht, den er zur Entfaltung braucht, hat er nur die Wahl, zum nüchternen Geschäftsmann, zum Weiberknecht oder zum versimpelten Familienvater zu werden, so wird das der Verderb des Ganzen.
– Alfred Baeumler –
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Die Familie ist nicht die „Keimzelle“ des Staates. Der Staat kommt aus einem Prinzip heraus, das dem der Familie ursprünglich entgegengesetzt ist. Das Volk wächst organisch; der Staat aber entsteht nicht organisch, sondern wird künstlich geschaffen durch die Taten und die Vereinigung freier Männer. Nur wo diese Vereinigung stattfindet, da sind auch Familie und Volk gesund. Findet der sich entwickelnde Mann den Platz nicht, den er zur Entfaltung braucht, hat er nur die Wahl, zum nüchternen Geschäftsmann, zum Weiberknecht oder zum versimpelten Familienvater zu werden, so wird das der Verderb des Ganzen.
– Alfred Baeumler –
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Переслав з:
Das hohe Ideal

22.03.202508:39
dieſe Deckungsgleichheit nicht über die Grenzen des phyſiſch-pſychologiſchen Bereich hinaus und erkennt dieſe Grenzen nicht als Grenzen, ſondern als Kern der Иache an. Vielleicht war der Exorzismus — [Hinausbeſchwörung] die rituelle Austreibung des Böſen — (und hier giebt es auch genügend vor- und nichtchriſtliche Culturen, die ihre Art des Exorzismus anwendeten) einſt nicht nur ausſchlieſzlich „Иpinnerei“, vermutlich war er viel eher ein über-pſychologiſcher Akt, der die Menſchen von (ihren inneren) Dämonen thatſächlich befreite. Der Prieſter an und für ſich, muſs ja eine innerliche Haltung annehmen und rituell bekunden, die das Böſe davon abhält die Welt zu vereinnahmen und dann ſollte er ſo wirken und wirkſam ſein, daſs die Dämonen nicht über das Individuum herrſchen, damit er Unheil abwenden kann und die Иeele durch Rat und ritueller That, ſo auch geiſtiger Prävention, befreit.
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