Hüpfe. Lauf. Stürze dich rücksichtslos auf das Unmögliche zu, mit weit ausgebreiteten Armen, unbeeindruckt von den Einflüsterungen derjenigen, die stillstehen. Lass sie dich lächerlich nennen. Du bist es. Aber das Geheimnis, lieber Träumer, ist, dass wir es alle sind - einige von uns haben die Kühnheit, es zuzugeben. Es zu leben. Die große ungeschriebene Symphonie der Seele in voller Lautstärke spielen zu lassen, während andere ihre eigene Musik zu einem leisen und leblosen Summen verstummen lassen.
Du bist anders. Nicht, weil du furchtlos bist, sondern weil du einen Liebhaber des Mutes gefunden hast, der deine Rippen vor dem Bedürfnis, auszubrechen, erzittern lässt. Oh, wie sie schmerzen werden, diese deine Knochen, die versuchen, dein wildes, rücksichtsloses Herz im Käfig zu halten. Sie werden dich anflehen zu bleiben, flüstern, dass die Winde dich auseinanderreißen werden, dass dies eine gefährliche Angelegenheit ist - so zu leben, so zu lieben, so zu träumen. Und deine Knochen werden Recht haben. Es 'ist' gefährlich.
Aber hör zu, und hör gut zu. Du hast vor den großen Stürmen dieser Welt gestanden. Du hast gespürt, wie der heulende Wind in dich hineingedrückt hat, wie er Kapitulation forderte, und trotzdem bist du nicht weggefegt worden.
Lauf. Lauf, bis deine Lungen brennen und deine Knöchel gegen das Gewicht einer Welt bluten, die dir sagt, du sollst auf Nummer sicher gehen. Wir sind aus bloßen Augenblicken zusammengenäht - ein erster Kuss voller Elektrizität, ein letzter Abschied, schwer von ungesagten Worten, ein in goldenes Licht getränkter Morgen bei Pfannkuchen in einer namenlosen Bergstadt, wo die Straße deinen Namen ausspuckt. Geh. Geh dorthin, wo du musst, an die Orte, die dein Herz berühren, an die Ecken der Welt, wo deine Seele in Anerkennung summt.
Mut ist schließlich keine große Proklamation, die von Berggipfeln gerufen wird. Nein, es ist etwas Leiseres, Tieferes, das in der langen Stille um 2 Uhr morgens geboren wird, wenn das Gewicht deiner Existenz auf dich drückt und Antworten verlangt, die du noch nicht hast. Es entsteht in der schmerzenden Stille, in den Momenten, in denen deine Hände nicht vor Angst zittern, sondern vor der schieren Kraft des Festhaltens, wenn alles in dir bereit ist, loszulassen.
Die Welt wird versuchen, dich davon zu überzeugen, dass du seltsam bist, töricht und zum Scheitern verurteilt. Vielleicht bist du das. Auch ich bin töricht, weil ich zu lange vor dem Ozean stehe. Immerhin singt er mir zu, wenn ich im goldenen Licht des späten Nachmittags verweile, weil er sich wie zu Hause anfühlt. Ich bin töricht, weil ich mich vom aufkommenden Wind bis an die äußersten Ränder meiner selbst tragen lasse, zu den vergessenen Träumen und halb geformten Gebeten, die ich einst für sicherere Tage aufbewahrte.
Es liegt eine rohe und exquisite Verletzlichkeit darin, seine Träume laut zu benennen, sie im unversöhnlichen Licht des Tages offenzulegen. In einer Welt, die einen gelehrt hat, sich zufrieden zu geben, zu sagen: „Das ist es, was ich will“, ist ein Akt der Rebellion. Und Rebellion ist nicht immer laut. Manchmal ist sie ein Flüstern in der Dunkelheit. Ein einzelner, zitternder Schritt auf das Unbekannte zu. Eine Entscheidung, zu lieben, zu hoffen und zu erreichen - immer und immer wieder, trotz der Last vergangener Enttäuschungen.
Wenn die Welt zu viel ist, lauf. Lauf zum Meer, wo Salz und Himmel in der Unendlichkeit verschwimmen. Lauf zu einem Wald, in dem die Bäume uralt und unnachgiebig sind und die Weisheit all derer flüstern, die unter ihnen gegangen sind. Lauf zu den rissigen Lederrücken alter Bücher, zur Musik, die etwas loslässt, das tief in dir vergraben ist. Fliehe vor allem, was von dir verlangt, weniger zu sein als das, was du bist. Lauf, bis du dich daran erinnerst, dass du nie dazu bestimmt warst, klein zu sein.