Die Weiterentwicklung der Natur- und Geisteswissenschaften ist einer Enthüllung des Geheimnisses der Homöopathie näher gekommen. Die Medizin ist bei der Erforschung der Krankheitsentstehung von den grobmateriellen Organen ausgegangen und zu immer feineren und übersinnlicheren Ursachen gekommen. Während die Körperorgane mit bloßem Auge , die Zellen mit dem Mikroskop, die Moleküle mit dem Elektronen-Mikroskop noch sichtbar zu machen sind, hat es die Atomphysik bereits mit rein gedanklichen Konstruktionen zu tun; man kann demnach sagen, dass sie nahezu in das Gebiet des Übersinnlichen, des Metaphysischen, eingedrungen ist, und wir befinden uns wohl nicht mehr weit von dem Geheimnis, das auch die Homöopathie umgibt. Denn auch das Atom ist noch nicht das kleineste Ding, es zerfällt wieder in den Kern und die Elektronen, welche um ihn kreisen wie die Planeten um die Sonne – und nun versagt auch unser Denkorgan, um die Kräfte erkennen und berechnen zu können, welche im Atom ihre Wirksamkeit entfalten und in der Atombombe ihr tatsächliches Vorhandensein in so erschütternder Weise demonstriert haben. Wir haben dafür nur noch das Wort „Kraft“ oder „Dynamis“ und wissen nun, dass diese geheimnisvollen Kräfte alles bisher Vorstellbare an Kraftwirkung übertreffen.
Die Heilkraft der Arzneipotenz
Während dies die Forschungsergebnisse der allerletzten Jahre sind, hat Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, schon vor 150 Jahren gelehrt, dass jede Krankheit durch „eine dynamische Verstimmung der Lebenskraft“ entsteht und dass man daher nur mit dynamisierten, d.h. potenzierten Arzneien an die allererste Ursache der Krankheiten herankommen kann. War Hahnemann ein Hellseher, der für die Medizin die Entwicklung voraussah, welche die Chemie und Physik inzwischen tatsächlich genommen haben? Nicht nur die Körperzelle hat ihre Moleküle, Atome und dynamischen Kräfte, sondern auch die Heilpflanzenzelle und der aus ihr ausgepresste Saft. Durch das Potenzieren des Safttropfens, d.h. durch das Zertrümmern der Pflanzenmaterie im immer weiter gesteigerten Schüttelprozess werden die Heil“kräfte“ frei wie die Atomkräfte durch die Atomzertrümmerung. Vor 30 Jahren konnte man die homöopathischen Potenzen nur bis zur 23. Gelten lassen, weil in dieser noch ein „einsames Molekül“ nachweisbar war. Heute, im Zeitalter der Atomphysik, wächst das Verständnis auch für die Wirkung viel höherer Potenzen, deren Erfolge durch die Praxis längst bestätigt sind, sofern die nach dem Ähnlichkeitsgesetz verordnet werden.
Man darf also sagen, dass Naturwissenschaft und Homöopathie mit ausgestreckter Hand aufeinander zugehen. Wann werden sie sich die Hände reichen können? Über beiden liegt noch ein unerforschtes Reich, aus welchem symbolisch gesprochen, die Homöopathie herunter- und die Naturwissenschaft hinausstrebt, ein Reich, welches nach einem Ausspruch des größten Atomphysikers, Max Planck, auch mit unserem Denkapparat nicht mehr zu erfassen sei. Es sei das Reich des göttlichen Geistes, welches mittels dieser Kräfte in das Atomgefüge von Erde und Mensch hereinreiche und auf diese Weise über Krankheit und Gesundheit entscheiden könne. Offenbar sind die Vorgänge im geistigen Reich sehr ähnlich denen auf der Erde, und vielleicht hat Hahnemann mit dem Ähnlichkeitsgesetz der Homöopathie diese Beziehungen für die Heilung von Krankheiten nutzbar machen können. Jedenfalls hat er durch die Einführung der Arzneiprüfung am Gesunden, der Potenzierung der Heilstoffe und deren Verordnung nach dem Ähnlichkeitsgesetz einen gewaltigen Schritt in der Richtung der Vergeistigung der Materie getan, auf dem die Naturwissenschaften gegenwärtig so eifrig forschen.
Auch die offizielle Medizin ist kürzlich in der Richtung einer mehr geistigen Erklärung der Krankheiten weiter vorgedrungen, indem auf dem 55. Internistenkongress die „Psychosomatik“ (die Lehre von der Krankheitsentstehung im Seelischen) eine eingehende Würdigung fand und der Nestor der deutschen Klinker, Prof. G. von Bergmann, erklären konnte, dass keine (!) Krankheit denkbar sei ohne eine Beteiligung der Seele.