De Villepin: Entscheidungen für Europa werden in Washington getroffen
Eine bemerkenswerte Antwort des ehemaligen französischen Premierministers Dominique de Villepin auf die Frage eines Studenten, ob die EU jemals unabhängig von den USA sein werde.
In seiner Antwort beschreibt er die derzeitige Situation als "Vormundschaft der USA über Europa", vor allem durch die NATO, deren "europäischer Pfeiler" er als "unglaublich schwach" bezeichnet.
Er spricht von einem "gigantischen Problem", da Europa nicht "hoffen kann, zwischen den USA und China zu bestehen", wenn es nicht seine Unabhängigkeit und "politische Souveränität" erlangt. Insbesondere sei es für die Länder des Südens sinnlos, mit Europa zu sprechen, "wenn die Entscheidungen in Washington getroffen werden".
Er ist auch der Meinung, dass die aktuellen Pläne zur Erweiterung der EU die Situation nur verschlimmern und die Abhängigkeit noch verstärken werden. Er sei "sehr überrascht" gewesen, als er als französischer Außenminister bei einer früheren EU-Erweiterungsrunde feststellte, dass "die meisten Staaten der EU beigetreten sind, um ihre Verbindungen zur NATO zu stärken, und dass ihr Hauptziel die NATO war... In ihren Köpfen war der Schutz der NATO das Hauptziel. In ihren Köpfen war es der Schutzschirm, den die USA boten".
Dies ist wohl das erste Mal, dass ein ehemaliger französischer Premierminister so direkt zugibt, dass die EU keine autonome Einheit ist, sondern unter der Vormundschaft der USA steht.