„2 Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. 3 Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. 4 Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: 5 Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, 6 aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“ 2. Mose 20, 2-6
Im ersten Gebot, der Grundlage der Gottesbeziehung, stellt sich Gott als Schutzmacht der Freiheit vor. Der Bund mit ihm will keine Knechte, sondern freie Menschen. Gott schenkt dieses Gebot in eine Welt der Unfreiheit, die angefüllt ist mit Götzen, die sich der Mensch erschaffen hat, um sich die Welt zu erklären. Immer wieder in der Geschichte Israels, aber auch des christlichen Europas, fielen die Menschen von Gott ab und errichteten sich „Goldene Kälber“. Auch in der Zeit nach der Französischen Revolution, als die alte Ordnung aus Thron und Altar zerbrach, ersetzte eine „neue Religion“ den Bund mit Gott. Sie nannte sich die Religion der höchsten Vernunft und setzte menschliche Erkenntnis vor die Gebote Gottes. Einige Jahrzehnte später erklärte dann der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche: „Gott ist tot.“ Dieses Diktum prägt mehr oder weniger die modernen, säkularen Gesellschaften bis heute, und an die Stelle der 10 Gebote traten die Menschenrechte. Die Menschenrechte aber sind bei genauerer Betrachtung Kinder der 10 Gebote. Darum sind und bleiben die 10 Gebote auch heute Wegweiser für eine Politik, die sich der Freiheit der Person und dem Humanum verschreibt. Als Ausdruck eines Naturrechts, das der Schöpfung Gottes innewohnt, haben sie, weil sie der Vernunft auch ohne Glauben zugänglich sind, ihre Relevanz für Gläubige und Ungläubige, also für alle Menschen, bewahrt.
1825 warnt der Philosoph Friedrich Schlegel in seiner „Philosophie der Geschichte in 18 Vorlesungen“: „Wenn man den Deutschen keine Religion gibt, so machen sie sich eine.“ Und Novalis erklärte zuvor, 1799, in seinem Aufsatz „Die Christenheit oder Europa“: „Wo keine Götter sind, walten Gespenster.“ Später weiß Ernst Jünger: „Die verlassenen Altäre sind von Dämonen bewohnt.“
Die Gespenster unserer Zeit, die kleinen und großen Ideologien mit quasi-religiösem Welterklärungsanspruch wie der Marxismus und der Faschismus, haben totalitäre Systeme erschaffen, die unendlich viel Leid über die Menschen gebracht haben. Sie hatten den Sinn, einen neuen Menschen zu schaffen, ganz ohne Gott. Solche Utopien und Konstrukte, die vorgeben, den Menschen aus innerweltlichen Nöten zu befreien, leben auch aktuell fort. Sie sind heute die bekannten Ismen unserer Zeit: Antifaschismus, Antirassismus, Kosmopolitismus, Multikulturalismus, Genderismus, Ökologismus. Sie beanspruchen Absolutheit und dulden keinen Widerspruch. Kritiker werden zu Ketzern und mit Namen belegt wie Verschwörungstheoretiker, Menschenfeind, Klimaleugner oder Faschist. Sie weisen allesamt die Merkmale von religiösen Sekten auf und sind von einem Welterlösungswahn besessen.
Die gute Medizin dagegen ist eine Rückbesinnung auf die Gebote Gottes, dessen Reich letztlich nicht von dieser Welt ist und der diese Welt auch in ihrer Unvollkommenheit liebt und beschützen will. Die christlichen Tugenden der Besonnenheit, Vernunft und Liebe stehen den Versuchen entgegen, die Welt rein innerweltlich retten zu wollen. Die Freiheit der Person vor Gott, dem sie Loyalität schuldet, ist die Garantie der Freiheit einer Gesellschaft. Darum duldet Gott neben sich keine anderen Götter, denn er will uns in das Land der Freiheit führen, auch heute noch.
Ihre Nicole Höchst, MdB Kirchenpolitische Sprecherin der AfD-Bundestagsfraktion