In unserer Gesellschaft leben wir, als wären wir unsterblich. Wir planen, wir streben, wir häufen an und doch bleibt das Sterben ein Tabuthema, das wir hastig zur Seite schieben. Prozesse des Vergehens, des Loslassens und der Wandlung werden ausgeblendet, als wären sie Makel, die es zu verbergen gilt. Dabei ist gerade das Bewahren dieses Zyklus von Geburt und Sterben das, was unsere Ahnen ausgemacht hat.
Sie wussten, wer wirklich lebt, versteht das Sterben. Nicht als Ende, sondern als Teil eines rhythmischen Kreislaufs, der Identität stiftet. Denn Identität ist nicht nur das, was bleibt, sondern auch das, was vergeht. Es ist das Bewusstsein, dass wir aus vielen Leben kommen und in viele Leben weiterfließen. Nicht nur durch unser Blut, sondern auch durch unser Wirken, unsere Geschichten, unser Sein.
Doch in einer Zeit, die sich vor der Endlichkeit fürchtet, geht mit dem Verdrängen des Sterbens auch die Verwurzelung verloren. Der Mensch verliert sich, wenn er den Tod verleugnet, denn er verleugnet damit auch das Leben selbst.
Wer sich seiner Identität nähern möchte, darf sich diesem Prinzip stellen. Darf sich erinnern, dass es keine Trennung gibt zwischen Werden und Vergehen. Dass der Tod kein Gegenspieler des Lebens ist, sondern dessen Vollendung.
Im Raum von IN DIE GENE lassen wir diesen alten Rhythmus wieder sprechen. Wir hören den Geschichten zu, die nicht abgerissen sind, sondern in uns weitergetragen werden. Wir berühren, was lange verschüttet war. Den Mut, das Leben nicht nur zu feiern, sondern es auch in seinem ganzen Zyklus zu ehren.
Bleibe im Fluss 💧
@indiegene