Edmund Burke (1729–1797), ein britischer Staatsphilosoph und politischer Denker, hat sich intensiv mit dem Begriff des Volkes auseinandergesetzt, insbesondere im Kontext von Gesellschaft, Tradition und politischer Ordnung.
Definition des Volkes nach Edmund Burke
Burke betrachtete das Volk nicht als eine bloße Ansammlung von Individuen oder eine zufällige Masse, sondern als eine organische Einheit, die sich über Generationen hinweg entwickelt. Seine Definition des Volkes basiert auf drei zentralen Aspekten:
Burke sah das Volk als eine kontinuierliche Kette von Generationen, bestehend aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Er betonte, dass eine Gesellschaft nicht nur aus den aktuell Lebenden bestehe, sondern auch aus denjenigen, die bereits gestorben sind, und jenen, die noch geboren werden.
Diese Idee war zentral für seine Ablehnung revolutionärer Umbrüche, da sie den natürlichen Entwicklungsprozess der Gesellschaft unterbrechen.
Er betrachtete das Volk als Träger historischer Erfahrungen, kultureller Werte und moralischer Prinzipien, die sich über lange Zeiträume entwickeln.
Das Volk existiert durch seine Sitten, Bräuche und Institutionen, die sich nicht willkürlich durch radikale Reformen ersetzen lassen.
Gesellschaftlicher Wandel sollte evolutionär und nicht revolutionär geschehen, damit das Volk seine Identität bewahren kann.
Das Volk und die natürliche Ordnung
Burke glaubte, dass das Volk eine natürliche sozial-hierarchische Ordnung benötigt. Er lehnte die Idee eines reinen Volkssouveräns (wie von den Jakobinern in der Französischen Revolution gefordert) ab, da er sie als zu radikal und gefährlich ansah. Stattdessen argumentierte er für eine repräsentative Regierung, in der Weisheit, Erfahrung und Tradition das Volk leiten.
Für Burke ist das Volk kein bloßer Wille der aktuellen Mehrheit, sondern eine organisch gewachsene Gemeinschaft mit einer historischen Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen. Es bildet sich nicht durch abstrakte Theorien oder revolutionäre Umstürze, sondern durch die langsame, natürliche Entwicklung von Traditionen, Gesetzen und Institutionen.
Seine Sichtweise steht damit im Gegensatz zu vielen modernen Konzepten von Volkssouveränität und Demokratie. Insbesondere die in der BRD propagierte "Staats-Demokratie" und "Staatsvolk", wonach Volkszugehörigkeit mit der Paßerteilung verwechselt wird, hat aber auch nichts mit den Ansichten von Burke zu tun.