Unter dieser Meute von Hardcore-Nationalisten fand sich auch ein junger Ken McLellan wieder. Jedoch bestanden seine Abende nicht in kunterbunten Party-Gelagen, an denen man zusammen trank, rumkrakelte oder umherpolterte, so wie es zu dieser Zeit üblich war. Anstelle dessen verschrieb sich Ken dem Boxsport. Seine Schule sollte in ihrem Lehrplan stehen und Ken verliebte sich quasi in unzählige Nächte, in denen er trainierte, schwitzte und sich darauf vorbereitete, was ihm immer eines Tages feindselig gegenübertreten konnte. Noch während seiner Schulzeit 1980 gehörten sich Ken und einige Freunde zu den Prototypen der gelangweilten, ärgerlichen und ziellosen weißen Jugend. Als einer aus seiner Band auf die Idee kam, eine Band zu gründen, fiel die Wahl für die Sängerposition folgerichtig auf Ken, da er eine markante und gut klingende Stimme besaß und auch einen Ton zu halten wusste, wenn es denn verlangt wird. Die neue Band namens Brutal Attack sollte jedoch Punkrock spielen, sodass Kens Fähigkeiten am Mikro gar nicht so beansprucht werden würden.
Von Beginn an war die Band für eine extreme Aggression in Ihrer Musik bekannt, welche sich wie eine Mischung aus den Sex Pistols und Motorhead anhörte, rau, ungehobelt, ärgerlich und eigensinnig. Brutal Attack klang verdammt so wie eine andere englische Band zu der Zeit die durchs Land tourte - die legendären Skrewdriver.
Die Auftritte der Band waren sporadisch. Bei einem Konzert im Jahr 1982 im "The Blue Coat Boy", welches an Wochenenden als Skunx bekannt war, stand ein junger, anrüchiger Mann namens Ian Stuart unter den Anwesenden. Im Erkennen der Fähigkeiten der jungen Band, die mit Ihrer Energie und Kraft auf der Bühne von sich Reden machte, unterbreitete Ian im Folgenden Ken ein Angebot, ob Sie Skrewdriver bei einem Konzert eine Woche später unterstützen würden. Ein paar Tage später schor sich Ken sein Haar, hängte seine Punk-Klamotten an den Nagel und kehrte zurück zum traditionellen Skinhead-Look, den er nur vorübergehend ablegte. Jedwillige Planung einer Mainstream-Musikkarriere ließen Ken und seine Band mit Ihrer Musik durch Ihr Punkrock-Outfit seit jeher keine Chance. Nun katapultierte er sich mit seinem Getreuen zurück zu den Wurzeln. Eine Legende des englischen White Power Oi! wurde geboren!
+++ Besprechung+++
Und nun 45 Jahre später nach Gründung der Band, wirft Ken und Brutal Attack, das britische Urgestein des rebellischen Rock and Roll Widerstandes über die deutschen Kameraden von Oldschool Records hier passend zu den wilden Anfängen der Band ein kleines aber verdammt feines, neues Lebenszeichen als Vinyl Scheibchen auf den Markt. Nach ihrem erfrischenden 40 Jahre Album, welches mich doch sehr begeisterte, vorallem durch die geniale Mucke im alten Klange die an die Frühphase der Kombo angelehnt war, aber durch die neuen Musikanten vom europäischen Festland und den modernen Aufnahmequalitäten verdammt pfiffig klungen. Mir waren Brutal Attack ab der vierten LP meistens immer zu langatmig und ruhig, steh ich doch eher auf den schnellen, punkigen Mist. Haha... Und verdammt, meine Wünsche wurden anscheinend erhört, kommen sie hier doch auf dieser flotten EP verdammt punkig um die Ecke... Fast so wie in alten Zeiten mit "Oi! For England". Verdammt frisch, jugendlich und energiegeladen! Und das gefällt mir natürlich verdammt gut. Zurück zu den Wurzeln kann man da wohl sagen, startete Brutal Attack 1980 doch als aggressive und rebellische Punkband, wie ihre großen Brüder von Skrewdriver. Diesen zollen sie hier auf der B Seite mit einem gekonnten Cover der wilden 77'er Zeit Respekt. Ich liebe Skrewdriver, ich liebe Cover und ich liebe diese Nummer hier, welche keine geringere als "Antisocial" wäre. Ken meets Skrewdriver... Aber noch mehr liebe ich das geile Titelgebende Liedlein "AFA" auf der A Seite. Das ist eine verdammt schnelle und eingängige Schote mit viel Melodie und mitsingcharakter über eine "menschenfreundliche Bande" die wohl jeder von uns kennt.