Die stille Resignation im Tierschutz – Wenn Gleichgültigkeit gefährlicher ist als Widerstand
♦️Ansichten eines Artgenossen
Tierschutz ist ein Thema, das viele Menschen grundsätzlich befürworten – doch wenn es um konkretes Engagement geht, bleibt die Resonanz oft erschreckend gering. Warum ist das so? Der Text „Die stille Resignation in der BRD“ beschreibt eine gesellschaftliche Entwicklung, in der Menschen sich aus Politik und öffentlichem Diskurs zurückziehen, weil sie den Glauben an Veränderung verloren haben. Dieses Phänomen lässt sich auch auf den Tierschutz übertragen.
Zwischen Moral und Resignation
Die meisten Menschen würden zustimmen, dass Tiere nicht leiden sollten. Trotzdem boomt die Massentierhaltung, Tierheime sind überfüllt, und Missstände in der Nutztierhaltung oder der Jagdpraxis sorgen kaum noch für Empörung. Wo früher Protest und Aktivismus waren, herrscht heute oft ein stilles Schulterzucken. Viele wissen: „Es läuft etwas falsch“, aber sie haben sich längst innerlich verabschiedet.
Die Parallelen zur gesellschaftlichen Resignation sind offensichtlich:
Wer etwas sagt, steht allein.
Wer sich für Tierrechte engagiert, wird schnell als „radikal“ abgestempelt. Wer auf Missstände in der Landwirtschaft hinweist, bekommt zu hören, er sei „weltfremd“.
Wer widerspricht, verliert.
Es gibt unzählige Beweise für das Leid in der Massentierhaltung – doch Gesetze ändern sich kaum, Unternehmen handeln nur auf Druck. Die Bemühungen vieler Tierschützer verlaufen im Sande.
Also macht man weiter – äußerlich. Und stirbt – innerlich.“ Selbst Menschen, die einst aktiv waren, geben irgendwann auf. Der Kampf gegen eine übermächtige Industrie, gegen Ignoranz und Bürokratie, wird zermürbend.
Das unsichtbare Leiden und die Gleichgültigkeit
Das Problem des Tierschutzes ist zusätzlich, dass die Opfer keine Stimme haben. Anders als in politischen Debatten gibt es keine „Betroffenen“, die sich selbst äußern können. Tiere leiden im Verborgenen – hinter den Mauern von Schlachthöfen, Versuchslaboren oder Zirkuszelten. Ihr Schmerz wird nicht gehört. Und weil Tiere nicht protestieren, schreien oder demonstrieren können, bleibt ihr Schicksal oft unsichtbar.
Gleichzeitig haben viele Menschen das Gefühl, dass ihr Engagement keine Wirkung hat. Selbst wer bewusst auf Fleisch verzichtet oder im Tierschutz aktiv ist, sieht oft nur minimale Fortschritte. Diese Frustration führt zu Resignation. Man weiß, dass man nicht die Welt retten kann – also tut man irgendwann gar nichts mehr.
Die gefährliche Gleichgültigkeit
Genau wie in der Gesellschaft ist es nicht die offene Ablehnung des Tierschutzes, die das Problem ist – sondern die Gleichgültigkeit. Wer empört ist, kann noch kämpfen. Wer resigniert, zieht sich zurück. Und so verschwinden immer mehr Menschen aus dem aktiven Tierschutz. Spenden bleiben aus, Proteste werden seltener, Organisationen kämpfen ums Überleben.
Wenn aber die Stillen aufhören, sich zu engagieren, wer bleibt dann noch? Nur noch die, die mit Tierschutz Geld verdienen oder ihre eigene Agenda verfolgen. Und damit geht ein wichtiger Teil der Bewegung verloren: diejenigen, die aus reiner Überzeugung handeln.
Hoffnung statt Rückzug
Doch Resignation darf nicht das letzte Wort haben. Wer sich still zurückzieht, gibt genau den Kräften nach, die er eigentlich bekämpfen wollte. Es mag frustrierend sein, gegen Windmühlen anzukämpfen, aber jede Veränderung beginnt mit Beharrlichkeit.
Tierschutz ist kein kurzfristiges Projekt, sondern eine langfristige Aufgabe. Und selbst kleine Fortschritte zählen: Jedes Tier, das aus einem Tierheim adoptiert wird, jedes Gesetz, das für bessere Bedingungen sorgt, und jede bewusste Kaufentscheidung macht einen Unterschied.
Der Kampf gegen Gleichgültigkeit ist vielleicht der wichtigste überhaupt – im Tierschutz genauso wie in der Gesellschaft. Denn wenn die Stillen endgültig aufgeben, haben die Lauten gewonnen. Und die, die am meisten Schutz brauchen, verlieren.
Peter Schneider @voice4animals