Wie aus dem Drehbuch des CIA: Der Machtwechsel in Syrien
Bashar Al-Assad ist gestürzt – 13 Jahre lang konnte er mit seinen Verbündeten die Aufständischen in Schach halten, oft wurde monatelang um einzelne Städte gekämpft. Doch innerhalb von 10 Tagen zerbrach seine Herrschaft, der Vormarsch islamistischer Milizen rund um die Gruppe HTS wurde fast zu einem Spaziergang. Es gab kaum Kämpfe, , Stadt für Stadt wurde widerstandslos übergeben, die Zahl der Todesopfer ist unbekannt, doch sie dürfte nicht einmal dreistellig sein. Doch wie war das möglich? Auch, wenn vieles bisher noch unklar ist, zeichnet sich ab: Assad wurde verraten, vermutlich von seiner Militärführung. Und es sieht ganz so aus, als wäre der Coup nach bester Manier des US-Auslandsgeheimdienstes CIA gelaufen.
Zunächst haben die USA und Israel mit ihren Partnern in Syrien eine Offensive vorbereitet, die zufällig genau an dem Tag beginnt, an dem der Krieg im Libanon mit einem Waffenstillstand endet – nachdem die Hisbollah, zuvor eine wichtigsten Stütze von Assad, massiv geschwächt war. Auch der Iran ist durch den Dauerkonflikt mit Israel abgelenkt, Russland hat sein Augenmerk weg von Syrien auf die Ukraine gelenkt. Sprich: Assad stand ohne wichtige Verbündete dar. Doch das hätte sich kompensieren lassen, zumal gerade Russland in den ersten Tagen des Putsches massive Luftangriffe auf die Dschihadisten flog. Um jedoch zu erkennen: Die syrische Armee kämpft überhaupt nicht, räumt Stadt für Stadt. Spätestens da dürften die Verantwortlichen erkannt haben, dass es geheime Absprachen zwischen der syrischen Armeeführung und den USA gegeben haben muss. Hieß es zunächst, Aleppo und Hama wären geräumt worden, um Kapazitäten für die Verteidigung von Homs zu haben, wurde auch Homs innerhalb weniger Stunden gänzlich aufgegeben, wieder mit dem Versprechen, nunmehr Damaskus zu schützen. Doch auch die Hauptstadt fiel ohne Kämpfe, die Armee stellte schlichtweg die Arbeit ein, auch in anderen Landesteilen. Und so konnten die USA, mittels ihres Werkzeuges, der dschihadistischen Terrororganisation HTS, den Regimechange in Syrien umsetzen, wen auch mit einem Jahrzehnt Verspätung.
Nach Assads Sturz: Wer sind die Gewinner und Verlierer?
Zunächst natürlich den USA und Israel. Noch am Sonntag (8. Dezember) hat Israel das Friedensabkommen von 1974 aufgekündigt und ist weiter entlang der Golanhöhen auf syrisches Staatsgebiet vorgerückt – ein offener Bruch des Völkerrechtes, aber natürlich wie immer ohne Konsequenzen.
Auch die Türkei gilt als Gewinner des Konfliktes, mit ihr verbündete Milizen haben stark an Einfluss gewonnen. Aber: Jetzt droht im fließenden Übergang der nächste Kampf, ein großer Krieg gegen die Kurden in Nord-Ost-Syrien. Denn: Ein eigener, kurdischer Staat wäre der Alptraum des türkischen Präsidenten Recep Erdogan, der Kampf aus seiner Sicht unausweichlich. Die Kurden, in den „Demokratischen Streitkräften Syriens (SDF)“ formiert, erhalten jedoch starke Unterstützung durch die USA, sprich: Auf beiden Seiten des Schachbrettes stehen NATO-Staaten. Es könnte sein, dass die Türkei aus diesem Konflikt nicht als Sieger hervorgeht und sich mit einer noch stärkeren kurdischen Autonomie abfinden muss, spätestens dann wäre die Türkei kein Sieger des Sturzes von Assad.
Die größten Verlierer sind der Libanon, dessen Versorgungslinie Richtung Iran vollständig abgebrochen, sowie der Iran selber, der den Verlust eines Akteurs der „Achse des Widerstandes“ verschmerzen muss. Ob auch Russland zu den Leidtragenden gehört, wird davon abhängen, ob tatsächlich alle Militärstützpunkte in Syrien geräumt werden oder zumindest der Mittelmeer-Hafen in Tartus gehalten werden kann.
Und die Sieger von HTS, Freier Syrischer Armee und Co? Die werden jetzt zeigen müssen, ob sie einen Staat aufbauen können oder lediglich untereinander die nächsten Kämpfe beginnen. Denn wahrscheinlicher als eine Befriedung Syriens sind Zustände wie im Libyen: Durch ständig neue Kämpfe und Konfliktlinien unregierbare Länder.
Michael Brück 🤝
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