Wer seine Moral und sein Verständnis von Gut und Böse an einen Gott oder eine höhere Macht knüpft, macht sich abhängig von etwas außerhalb seiner selbst. Solange das Leben seinen Erwartungen entspricht, fühlt er sich in seinem Glauben bestärkt. Doch sobald ihm Unrecht widerfährt – sei es durch das Handeln anderer oder durch unerwartete Umstände – beginnt er zu zweifeln. Zunächst sucht er nach Erklärungen und redet sich ein, dass es eine Prüfung oder eine Lehre von Gott sei. Doch je mehr Enttäuschungen er erlebt, desto stärker werden seine Zweifel. Schließlich fragt er sich, warum er leiden muss, obwohl er geglaubt, gehofft und gebetet hat. Bleibt eine Antwort aus, zerbricht sein Glaubenssystem – und mit ihm all das, woran er sich bis dahin festgehalten hat.
Mit dem Verlust des Glaubens verliert er nicht nur die Vorstellung einer höheren Macht, sondern auch seine moralische Orientierung. Denn das Gute, das er lebte, entsprang nie einer inneren Überzeugung, sondern war stets an eine äußere Autorität gebunden. Sobald diese Autorität wegfällt, bleibt ihm nichts mehr, woran er sich halten kann. Er hat nie gelernt, aus sich selbst heraus moralisch zu handeln, sondern nur, weil er glaubte, es sei der Wille einer höheren Instanz. Jetzt fühlt er sich betrogen, leer und verloren. Er begreift nicht, dass er sich selbst in diese Lage gebracht hat, weil er seine moralische und emotionale Stabilität an eine Illusion geknüpft hat. Und so fällt er in eine tiefe Unsicherheit, unfähig, eine klare Richtung für sein Leben zu finden.
Doch die Wahrheit ist, dass es keinen Gott gibt, der über sein Leben wacht oder die Handlungen und Entscheidungen von ihm oder anderen bestimmt. Alles, was geschieht, ist das Ergebnis von Entscheidungen, Umständen und unvorhersehbaren Ereignissen. Wer diese Realität akzeptiert, erkennt, dass er allein für sein Leben verantwortlich ist. Wahre Moral, Stärke und Gerechtigkeit entstehen nicht durch äußere Gebote, sondern aus eigener Überzeugung. Mit diesem Verständnis wächst sein Selbstbewusstsein, denn er erkennt, dass er nicht auf eine höhere Macht angewiesen ist, um ein gutes Leben zu führen. Stattdessen liegt die Verantwortung in seinen eigenen Händen. Er ist nicht länger eine Marionette einer angeblichen göttlichen Ordnung, sondern der Gestalter seines eigenen Schicksals.
Hätte er von Anfang an verstanden, dass seine Werte aus ihm selbst kommen müssen, hätte er jede Herausforderung als Möglichkeit zum Wachsen gesehen. Statt darauf zu hoffen, dass eine höhere Macht ihn lenkt oder schützt, hätte er gelernt, selbst Verantwortung zu übernehmen. Durch diese Eigenverantwortung hätte er nicht nur seine innere Stärke gefestigt, sondern auch gelernt, unabhängig von äußeren Umständen moralisch zu handeln. Er hätte nicht mehr nach Erklärungen für Ungerechtigkeit gesucht, sondern einfach entschieden, selbst gerecht zu sein – unabhängig davon, was andere tun oder was das Leben ihm bringt. Er hätte erkannt, dass er der Gestalter seines eigenen Lebens ist, dass er seine eigene Realität formt, anstatt sich von fremden Vorstellungen abhängig zu machen.
Der Mensch trägt das Gute in sich. Doch wer es von einer äußeren Instanz abhängig macht, wird daran zerbrechen, wenn diese Instanz sich als Illusion erweist. Wer jedoch erkennt, dass alle Kraft in ihm selbst liegt, wird wahre Freiheit und Erfüllung finden. Denn kein Glaube ist mächtiger als der Glaube an sich selbst, keine Treue wichtiger als die Treue zu sich selbst und keine Liebe wertvoller als die Liebe zu sich selbst.
@KeinGottKeinStaatNurDu