Zum Freitag etwas aus dem umfangreichen Sagenschatz des Erzgebirges.
Der Waldteufel im Erzgebirge
Erwähnte Orte: Raschau, Markersbach, Scheibenberg, Grünhain, Waschleithe, Grumbach, Stützengrün, Buchholz, Elterlein und Schwarzenberg
Die Wälder über dem Blöselstein (Anmerkung: heute Hundsmartertrasse bei Raschau-Markersbach) und am Müntzerberg sind sehr unheimlich und es hat ein Waldteufel im Jahre 1575 den Köhler Georg Schwander, drei Jahre nachher seinen Gesellen und 1582 einen dritten Köhler, Oswald Wellner, erschreckt, gedrückt und so vergiftet, dass sie sterben müssen.
Im Jahre 1632 ließ Theophilus Groschupf, Stadtschreiber zu Scheibenberg, einen Raum an den Erbisleiten räumen und Acker machen; da nun ein Arbeiter, Georg Feuereisen, Mittags hinunter an einen Brunnen geht, Trinkwasser zu holen, findet er dabei einen hässlichen unbekannten Mann liegen, der ihm auf seinen Gruß nicht dankt, sondern im Rückwege auf den Hals fällt und ihn braun und blau drückt, dass er deswegen acht Wochen krank gelegen.
Hinter Grünhain liegt ein Wald, der Pfannenstiel genannt, auf welchem nicht allein viele Menschen sind erschlagen worden, sondern es hat auch ein Waldgeist viele Leute erschreckt und geneckt, dass sie davon gestorben.
Dergleichen ist einem Schneeberger, Mehlhorn genannt, begegnet, den es in den Rumpelsbach geworfen zum Trinkgeld, nachdem er dieses Gespenst als einen Malzsack den Berg hinunter trug.
Anno 1654 hielt Hans Breitfeld, der Richter zu Grumbach, einen Dorfknaben von 13 Jahren, Michael Schmied, zu seinen Schafen, welchen ein Feldteufel zweimal von den Schafen weggeführt. Das erste Mal am 4. Oktober hat er ihn stille durch die Luft und nach Kitzwald ins dürre Fichtengras geworfen und liegen lassen. Das andere Mal sah das Gespenst seinem Vater ähnlich, der kurz zuvor gestorben war, bald mit, bald ohne Kopf, das trug ihn über drei Erbe weg in die Höhe und warf ihn in einen Morast, worüber denn der arme Knabe allezeit krank ward, dass er die Schafe darum nicht weiter hüten wollte.
In besagtem Jahre zur Herbstzeit kommt der Kirchvater von Stützengrün her aus dem Wald und ist gar schwermütig, klagt auch, es habe ihn ein Gespenst erschreckt. Als er im Februar wieder hinausgeht, hört er eine Stimme „Erwürge Dich oder ich tue es! Greif' lieber selbst zu!“.
Damit zieht der bestürzte Mann sein Messer heraus und schneidet sich den Bauch auf, dass die Gedärme in den Schnee fallen. Weil er aber vor Schmerzen heftig schreit, finden ihn die Köhler im Blute und führen ihn noch lebendig herein, und nachdem er seine Beichte getan, kommuniziert und getröstet worden ist, ist er bald darauf verschieden.
Ferner hat ein Buchholzer Wald- und Mordgeist im Buchholzer Busch am Wege unter den vorbeigehenden Leuten vielen Zank und Schlägerei verursacht, dass sie bisweilen blutig und halbtot voneinander geschieden.
Wie Gottfried Richter, der Pfarrsubstitut in der Raschau, im Jahre 1661 vor Ostern seinen Bruder im benachbarten Elterlein, von woher er gebürtig, besucht, und nun spät durch den Wald nach Hause eilt, führt ihn ein Gespenst in einen furchtbaren dicken Wald, zerplagt ihn die halbe Nacht hindurch, dass er früh morgens nach Hause kommend halb tot aussah, sich todkrank niederlegte und sagte, ein Gespenst habe ihn in mancherlei Gestalt die Nacht geplagt und stets begleitet, darauf er nach etlichen Tagen gestorben.
Auf eine halbe Meile von Grünhain gegen Waschleithe ist einst in der Nacht eine ganze Kompanie Geister, die ein Getön und Konzert von sich gegeben, als wenn's die schönste Musik wäre, dem Pastor zu Scheibenberg, Christian Lehmann († 1688), begegnet.
Desgleichen ist einem Gerber von Elterlein, der von Schwarzenberg des Nachts heimgefahren, eine ganze Rotte Reiter ohne Köpfe und in mancherlei Gestalt entgegengekommen, denen er ausgewichen, aber davon krank geworden ist.